Der Flughafen-Vorstand hat sich zusammengerauft und zieht, so scheint es, an einem Strang. Trotzdem sind auf der Baustelle Skylink interne Machtkämpfe an der Tagesordnung. Der Aufsichtsrat tagt wieder.

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Wien - In der Not bildet der bisher eher gegeneinander agierende Flughafen-Vorstand, Herbert Kaufmann, Gerhard Schmid und Ernest Gabmann, nun eine Art Schicksalsgemeinschaft. Seit der jüngsten Aufsichtsratssitzung am 20. Mai, wo in Sachen Skylink ordentlich zur Sache gegangen wurde, haben die drei verstanden, dass es so wie bisher nicht mehr weitergeht, wird berichtet. Aufsichtsratschef Christoph Herbst hatte u. a. die an Gabmann gerichteten Fragen beantworten müssen, weil dieser dazu nicht in der Lage war.

Jetzt im Juni steht dem Vorstand jedenfalls noch einiges bevor: Mitte des Monats findet die Schlussbesprechung mit dem Rechnungshof statt. Soweit bisher durchdrang, ging es den Prüfern um die Vergabe von Aufträgen und um die Art und Weise, wie Entscheidungen im Unternehmen durchgeführt wurden. Hier wird herbe Kritik der Beamten am Flughafen-Management erwartet.

Und für 28. Juni ist nun eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung anberaumt worden. Mit den dort präsentierten Maßnahmen sollte sichergestellt werden, dass der Terminal Skylink tatsächlich 2012 in Betrieb geht, nicht zuletzt, weil der alte, bestehende Terminal saniert gehört.

Doch die Probleme liegen hier wie so oft im Detail, und dazu kommt ein nicht unmaßgeblicher Einfluss von politischer Seite. Es gibt zwei Denkrichtungen, wie der Skylink ohne gröbere Blessuren fristgerecht fertigwerden könnte: Die eine besagt, nur ein Totalübernehmer (TÜ), der als Einziger alle Lieferanten koordiniert und auch als Einziger mit den Lieferanten verhandelt, könne das tun. Nicht zuletzt, weil die bisherige Einzelvergabe von Aufträgen ins Desaster geführt hat. Mit dem TÜ wird auch der direkten Kontakt zwischen Auftraggeber/Auftragnehmer ausgeschaltet, was den Vorteil hat, dass Vorwürfe von Mauscheleien keinen Nährboden haben.

Die zweite Denkrichtung besagt: Man habe Projektleiter Norbert Steiner eingesetzt, der mit seiner Mannschaft durchaus in der Lage sei, Skylink in vorgesehener Zeit und im Kostenrahmen fertigzustellen. Dieses Team hat wie berichtet jüngst die örtliche Bauaufsicht (öba) von Forstner/Depisch ZT Hydroingenieure Umwelttechnik kurzerhand abgelöst und durch eine vom Flughafen selbst neu gegründete Firma ersetzt.

Der Aufsichtsrat will nun aber wissen, wie diese neue Firma in kurzer Zeit jenes Fachpersonal finden kann, das eine kompetente Bauleitung ermöglicht. Außerdem will er Auskunft darüber, warum plötzlich auch dem renommierten Ziviltechniker Spirk & Partner (für die begleitende Kontrolle zuständig) das Misstrauen ausgesprochen wurde. Spirk & Partner wurde vom Flughafen mitgeteilt, dass man keine Unterlagen mehr zur Verfügung stellen werde. Spirk & Partner können damit wie Forstner/Depisch ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen. Intern wirft man Spirk Unvereinbarkeit in einer anderen Causa vor.

Hinter den Kulissen spitzt sich der Machtkampf jener, die einen Totalübernehmer für notwendig halten, mit jenen, die ihn ablehnen, zu. Verschärft wird die Situation durch politische Wünsche und Begehrlichkeiten.

Ein Insider: Der Aufsichtsrat werde sich überlegen müssen, ob er Zurufe aus den Ländern (Hauptaktionäre sind Wien und Land Niederösterreich) umsetzt oder ausschließlich die Interessen des börsennotierten Airports im Auge hat. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.6.2010)