Der Insignia war der Hoffnungsträger für Opel, und er hat die Hoffnungen nicht enttäuscht: Der fesche Mittelklassler verkauft sich blendend. Nun kommt noch eine Variante Allrad mit Dieselmotor.

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Ascona. Mittelklasse-Baureihe aus glorreicheren Opel-Tagen, aus den 1970er- und 80er-Jahren. Der Kunstnamensträger Vectra folgte ihm 1988 nach, dessen Erbe wiederum trat 2008 der Insignia an. Ascona. Hübscher, einst fast mondäner Schweizer Kurort am Nordspitz des Lago Maggiore und Namenspate obigen Opels. Es handelt sich folglich beinahe um eine "Zurück zu den Wurzeln" -Aktion, wenn Opel die Allrad-Dieselversion des Ascona-Enkels dieser Tage am Lago Maggiore vorstellt, wenn auch auf der italienischen Seite.

Und auch das hat seinen Grund. Schließlich empfindet Opel den Insignia als Stilikone, was liegt also näher als eine Präsentation im Land des weltbesten Geschmacks.

Wenn die Zeiten wieder glorreicher werden (und die Absatzzahlen sprechen dafür) für die Rüsselsheimer, Stichwort Ascona, dann haben sie sich dies wahrlich hart erarbeitet. Stilistisch, technisch, qualitativ, preislich, am Insignia gibt es kaum was auszusetzen, jede bisher auf den Markt geschlenzte Version wusste zu überzeugen. Insofern wäre der jüngste Streich, der Sports Tourer 2,0 CDTI 4x4, vielleicht so zu kommentieren: Im Westen - pardon: Wesentlichen nichts Neues. Wiewohl, stimmt so natürlich nicht. Denn zwar war der Insignia schon von Beginn an auch mit Allrad erhältlich, aber nur als Otto. Diesel und Allrad, das ist neu. Komplett neu in Opels Pkw-Bereich.

Alsdann. Angerichtet hat der Küchenchef: 160 Selbstzünder-PS mit dezenter akustischer Note und einem kräftigen Schlag Drehmoment (350 Nm), abgeschmeckt mit traktionsreichem Allrad aus nordischen Breiten (System Haldex) und einer Prise umwelttechnischen Sachverstands: Im Normzyklus nippt der Allrad-Kombi 6,0 Liter auf 100 km, mit 6-Gang-Automatik werden daraus 6,8 Liter.

Löblich auch, dass die 4x4-Kraft voll variabel zwischen vorne und hinten (je 100 Prozent möglich) und sogar zwischen links/rechts zugeteilt wird, bedarfsorientiert, und zwischen den Achsen wacht eine elektronische Sperre, damit alles mit rechten Dingen zugeht. Vernetzt ist der Allrad zudem mit dem ESP und dem serienmäßigen adaptiven Flexride-Fahrwerk. Der große Wagen fährt sich fein und wirkt wie aus einem Guss, Prädikat Alltagsoptimierer. Sports Tourer generell? Es gab schon praktischere Opel-Kombis. Feschere? Sicher. Nicht. Und jetzt: Auf zum Jazz-Festival nach Ascona! (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/04.06.2010)