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Aktivistinnen nach ihrer Ankunft in Jordanien.

Foto: EPA/JAMAL NASRALLAH

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Jordanische Aktivisten auf dem Heimweg.

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Die Gaza-Aktivisten werden über die Allenby Bridge nach Jordanien gebracht.

Foto: AP Photo/Sebastian Scheiner

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Proteste gegen das Vorgehen der Israelis in New York.

Foto: AP Photo/Seth Wenig

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Ein orthodoxer Jude in London macht Rauchpause während einer Protestaktion gegen Israel.

Foto: AP Photo/Karel Prinsloo

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Der schwedische Autor Henning Mankell nach seiner Rückkehr aus Israel am Landvetter Flughafen in Göteborg.

Foto: EPA/ADAM IHSE

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Die ersten Heimkehrer nach Jordanien werden von Verwandten in die Arme geschlossen.

Foto: REUTERS/Muhammad Hamed

Jerusalem/Ankara- Israel hat nach seinem Militäreinsatz gegen einen Schiffskonvoi in den Gazastreifen mit der Ausweisung aller festgenommenen Aktivisten begonnen. Unter den ursprünglich mehr als 680 Inhaftierten aus 35 Ländern waren mehrere Deutsche. Trotz der Militäraktion, bei der am Montag neun Menschen getötet wurden, blieb ein irisches Schiff mit Aktivisten und Hilfsgütern an Bord auf seinem Kurs in das von Israel abgeriegelte Palästinensergebiet.

Rund 200 Inhaftierte seien bis zum Mittag zum Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gebracht worden, sagte ein Sprecher der Gefängnisbehörde. Mehr als 100 weitere Aktivisten hätten bereits die Grenze ins Nachbarland Jordanien passiert. Die übrigen sollten im Laufe des Tages freikommen. Die anfangs geplanten Anklagen wird es nach offiziellen Angaben nicht geben.

Das deutsche Außenministerium teilte mit, es seien noch fünf deutsche Staatsbürger in israelischem Gewahrsam, drei von ihnen seien aber bereits auf dem Weg zum Flughafen. Fünf Deutsche waren bereits zuvor freigelassen worden. Ein weiterer deutscher Aktivist sei verletzt und liege in einem Krankenhaus bei Tel Aviv, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. 

"MV Rachel Corrie" erreicht am Freitag Küste

Die irische "MV Rachel Corrie" sollte frühestens am Freitagabend die Stelle erreichen, an der am Montag das israelische Militär den internationalen Konvoi aufgebracht hatte. "Wir sind entschlossener denn je, unsere Mission fortzusetzen", sagte das Besatzungsmitglied Derek Graham dem irischen Sender RTE. Er kündigte an, er werde die israelischen Behörden informieren, wo genau sich die insgesamt 15 Passagiere an Bord befänden. "Ich werde den Passagieren und der Besatzung raten, sich ruhig hinzusetzen und ihre Hände zu zeigen", sagte Graham. So könnten die Israelis "es nicht wie am Montag machen und behaupten, wir hätten sie angegriffen. Wir sind eine friedliche Mission.

Türkei erhöht Sicherheit für jüdische Minderheit

Angesichts der Proteste nach dem israelischen Militäreinsatz gegen eine Gaza-Hilfsflotte hat die Türkei ihre Sicherheitsvorkehrungen für die jüdische Minderheit verstärkt. Der türkische Innenminister Besir Atalay erklärte am Mittwoch, die Maßnahme konzentriere sich vor allem auf Istanbul. In der Millionenstadt leben 23.000 Menschen jüdischen Glaubens.

Seit drei Tagen protestieren Hunderte Demonstranten dort gegen Israel. Die israelische Regierung rief die Familien israelischer Diplomaten auf, die Türkei zu verlassen. Bei dem Militäreinsatz gegen die Hilfsflotte für den Gazastreifen waren am Montag mindestens neun Menschen getötet worden, darunter mindestens vier Türken.

Laut Presseberichten: Türkische Aktivisten wollten Märtyrer werden

Mindestens drei der vier Türken, die bei der israelischen Kommandoaktion gegen die internationale Flottille mit Hilfsgütern für den Gazastreifen getötet wurden, wollten laut Presseberichten zu "Märtyrern" werden. Alle vier türkischen Todesopfer der Aktion stammten aus islamistischen Kreisen, berichteten mehrere Zeitungen am Mittwoch. Drei der frommen Muslime sagten demnach vor der Abfahrt des Schiffskonvois zu Verwandten oder Freunden, sie wollten als "Märtyrer" sterben.

Schiffsladung auf dem Weg in den Gazastreifen

Ein Teil der tausenden Tonnen Schiffsladung der Hilfsflotille wurde unterdessen auf dem Landweg in den Gazastreifen transportiert. Die Ladung eines der sechs Schiffe des gestoppten "Free Gaza"-Konvois sei gelöscht und von acht Lastwagen über den Kontrollpunkt Gui Inbar in den Gazastreifen gebracht worden, sagte ein israelischer Armeesprecher am Dienstag. Es habe sich vor allem um Medikamente, Rollstühle und Lebensmittel gehandelt. Ein Dutzend weitere Lastwagen würden am Kontrollpunkt Kerem Shalom abgefertigt. Bis Donnerstag soll die gesamte Ladung der Schiffe gelöscht und in das Palästinensergebiet transportiert werden. Nach Angaben der Organisatoren der Hilfslieferung umfasst die Ladung rund 10.000 Tonnen - vor allem Medikamente und medizinisches Gerät, Lebensmittel, Fertighausteile und Kinderspielzeug.

Mankell kritisiert Kaperung: Seeräuberei und Kidnapping

Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell hat gegenüber Journalisten am Göteborger Flughafen am Dienstag unmittelbar nach seiner Rückkehr aus israelischer Gefangenschaft gemeint: "Was wird passieren, wenn wir nächstes Jahr mit Hundert Schiffen kommen - werden sie dann eine Atombombe abwerfen?" Er kritisierte die Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte durch die israelische Marine als "Seeräuberei und Kidnapping". Der Zeitung "Expressen" (Mittwochausgabe) sagte Mankell: "Die israelischen Soldaten gingen fernab der eigenen Gewässer zum bewaffneten Angriff. Das war in internationalen Gewässern. Also handelt es sich um Seeräuberei und Kidnapping."

Über angebliche israelische Waffenfunde an Bord der geenterten Schiffe meinte der Autor: "Ich kann versichern, dass nicht eine einzige Waffe an Bord unserer Schiffe war. Sonst wären wohl ganz andere Formen von Auseinandersetzungen ausgebrochen." Der Schwede kündigte an, dass er zusammen mit zwei weiteren heimgekehrten Schweden zwei Tage lang zu Einzelheiten keine Erklärungen abgeben wolle. Grund sei die Sorge um die noch in israelischer Haft verbliebenen Frauen und Männer aus der elfköpfigen schwedischen Gruppe. Im Rundfunk erklärte Mankell er wolle seine "Solidaritätsarbeit für Palästina" fortsetzen.

Der schwedische Grünen-Abgeordnete Mehmet Kaplan meinte vor Journalisten am Stockholmer Flughafen Arlanda über den israelischen Armee-Einsatz, ebenfalls am Dienstagabend laut "Dagens Nyheter": "Es war, als würden wir von Piraten angegriffen. Sie kamen mit Enterhaken von beiden Seiten auf unser Schiff."

Unterdessen hat ein an dem Gaza-Hilfskonvoi beteiligter pakistanischer Journalist nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. Israelische Marinesoldaten hätten bei ihrem Angriff auf die internationale Hilfsflotte am Montag kaltblütig auf Aktivisten an Bord geschossen.

Talat Hussain, der Moderator bei dem Fernsehsender Aaj ist, sagte nach seiner Abschiebung weiter: "Vor mir sind vier Leute in den Kopf geschossen worden. Ich wurde Zeuge, wie vier Menschen starben." Am Bord habe es keine Waffen gegeben, sagte Hussain seinem Sender in einem Telefoninterview aus Jordanien. "Als die Israelis versuchten, Aktivisten festzunehmen, kam es zu Handgreiflichkeiten. Danach haben sie die Israelis mit allem beworfen, was sie in die Finger bekamen." In Pakistan, das keine diplomatischen Beziehungen zu Israel hat, war es nach der israelischen Militäraktion zu wütenden Protesten gekommen.

Obama unterstützt Untersuchung des Einsatzes

Nach der tödlichen Kommandoaktion israelischer Marine-Einheiten gegen einen Schiffskonvoi mit Hilfsgütern für den Gazastreifen hat US-Präsident Barack Obama dem türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sein Beileid ausgesprochen. Obama habe in einem Telefonat am Dienstag "die Unterstützung der USA für eine glaubwürdige, unparteiische und transparente Untersuchung der Fakten im Zusammenhang mit dieser Tragödie bekräftigt", hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.

Obama habe außerdem betont, "dass bessere Mittel und Wege gefunden werden müssten, um der Bevölkerung von Gaza humanitäre Unterstützung zukommen zu lassen, ohne Israels Sicherheit zu gefährden". Erdogan hatte die Aktion der israelischen Marine in einer wütenden Rede als "blutiges Massaker" bezeichnet. Die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen den bisherigen Verbündeten Türkei und Israel sind seit dem Vorfall an einem neuen Tiefpunkt angelangt. (APA/Reuters)