Damit neugierige Kinder und Jugendliche Schritt für Schritt zu Wissenschaftern und Technikern heranwachsen können, wurden Förderprogramme entwickelt ...

Grafik: Aydogdu

"Jeder schaut aufs Lesen und Schreiben, aber nicht auf die Motorik der Kinder", schildert die 18-jährige Alexandra Walter wie eine Forscherin, die Journalistenfragen gewöhnt ist, wieso sie ausgerechnet auf ein spezielles Trainingsprogramm für Klein- und Vorschulkinder gekommen ist. Klettern, Werfen, Fangen, Springen: Der Übungskatalog, den die sportliebende Niederösterreicherin im Rahmen ihrer Fachbereichsarbeit entwickelte und mit Kindern eines Linzer Kindergartens erprobte, hat der Schülerin des Borg Scheibbs den mit 2000 Euro dotierten Hauptpreis in der Kategorie Business beim Wettbewerb Jugend innovativ eingebracht.

Schlechte Motorik

Auf das Thema ihrer Arbeit stieß sie im Zuge ihrer Ausbildung zur staatlichen Fit-Lehrwartin, die in der Scheibbser Schule angeboten wird. Die Schülerin erfuhr hier von der schlechten Motorik bei Kindern - und Defiziten bei Konzentrationsfähigkeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Bestärkt in ihrem Vorhaben fühlte sich Alexandra Walter auch durch die Erfahrungen ihrer Schwestern: "Sie besuchten beide eine Kindergartenschule und erzählten mir bereits ganz ähnliche Dinge".

Danach nahm die wissenschaftliche Arbeit der Schülerin ihren Lauf: Alexandra Walter schmökerte in sportwissenschaftlicher Literatur, auch Pädagogik, Didaktik und Entwicklungspsychologie ließ sie nicht außer Acht. Die Fortschritte der Kinder nach den Trainings dokumentierte sie schließlich mit Koordinationstests. Details will die Schülerin natürlich schon bald in einer Fachzeitschrift publizieren. Erst steht freilich noch die mündliche Matura auf dem Programm: "Ich tue mir recht leicht in der Schule", sagt sie ohne große Geste.

Mit 458 Einreichungen gab es bei der bereits 23. Auflage des Schulwettbewerbs Jugend innovativ von Wirtschafts- und Unterrichtsministerium auch heuer keinen Durchhänger (im Vorjahr waren es nur wenig mehr: 471). Im von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) abgewickelten Bewerb traten insgesamt 1500 Schüler aus ganz Österreich an. Ins Finale, das vergangene Woche in Wien stattfand, schafften es immerhin 29 Teams - zwei mehr als im Vorjahr. Geldpreise von insgesamt 30.000 Euro warteten in sechs Kategorien. Die begehrten Trophäen fertigte eine Schülerin der FH für Kunsthandwerk in Steyr an.

Platz eins in der Kategorie Design ging an das vierköpfige Team der HTBLVA Ferlach mit dem Projekt "Camping 360°". Die Schüler entwickelten ein überraschendes Konzept für ein Campingmobil: Es vereint die Wendigkeit eines Autos mit der Geräumigkeit eines Wohnmobils - für Urlaubsindividualisten vielleicht eine ideale Sache.

Im Labor der HTL

"Einen Hauch mehr didaktische Projekte" bemerkte Jurysprecher Wolfram Anderle in der Kategorie Science. Hier gewann die HTL für Lebensmitteltechnologie Wels mit ihrem Projekt "Produktion und Isolierung von Chitosan". Im eigenen Schullabor isolierten die Schüler fein säuberlich die antibakteriell wirkende Substanz aus der Zellwand einer Schimmel- pilzart, ehe sie diese in größerer Menge produzierten. "Superschule, Superteam, Supermolekül", jubelte die Jury.

Ebenfalls auf der Siegerseite einreihen durfte sich das Duo Josef Dunst und Christian Pichler in der Kategorie Engineering. Die beiden Maturanten der HTBLuVA Mödling entwickelten im Rahmen ihrer Diplomarbeit eine hydraulische Krankonsole mit universell einsetzbarem Koppelsystem.

Dunst senior, von Berufs wegen an effizienten Beladesystemen interessiert, darf stolz sein auf den Filius: Ein erster Prototyp ist gebaut, Kontakte zur Industrie sind geknüpft. "In der Freizeit fachsimpeln wir viel, das brachte uns dem Projekt näher", erklärt der Schüler das Vater-Sohn-Verhältnis.

In den Abendstunden dann die Verleihung der Sonderpreise. Den IT-Preis von T-Systems heimste diesmal die HTL Braunau ein. Im Projekt "Universal Robot Control" entwickelten Schüler ein winziges Gerät mit Sensoren und Kameraauge. In bester Qualität fängt es bodennahe Bilder samt Geräuschkulisse ein.

Maßgeschneiderte Enzyme

Den Sonderpreis der Raiffeisen Klimaschutz-Initiative angelten sich Schüler der HLFS Ursprung mit ihrem Projekt "Amylase 2.0". Das - hierzulande - erste Schulprojekt im noch jungen Forschungszweig der synthetischen Biologie setzte sich mit maßgeschneiderten Verdauungsenzymen auseinander.

Fehlten noch die Reisepreise: "Neben einer soliden Ausbildung und Spezialisierung ist das Reisen das Wichtigste für Heranwachsende." Michael Losch, Sektionschef im Wirtschaftsministerium, sorgte für den sprachlichen Einkehrschwung ins Thema.

Die bei zahlreichen Wettbewerben schon erfolgreiche HTL Braunau, mit einem Borkenkäfer-Monitoring-Projekt angetreten, wurde für ihre Mühen etwa mit einem einwöchigen Forschungscamp im Schweizer Gletschergebiet Aletschwald belohnt. Ebenfalls an Braunauer Schüler ging ein Aufenthalt in Fernost: Mit einer neuartigen Blinkerautomatik für Motorräder sicherten sich zwei Schüler das Ticket für den Adolescents Science & Technology Innovation Contest im südchinesischen Guangzhou.

Andere Gewinner verschlägt es demnächst nach Nürnberg, London oder Los Angeles. Jede Menge Aufbruchsstimmung? Vor allem einmal ein erster Schritt in eine mögliche Zukunft als Forscher, ein Anreiz, diesen Karriereweg zu versuchen. (Daniel Pohselt//DER STANDARD, Printausgabe, 02.06.2010)