Das Vienna Bio Center (VBC) gilt als Vorzeigebeispiel in Sachen Zusammenführung universitärer, außeruniversitärer und industrieller Forschung an einem gemeinsamen Standort. In den vergangenen Jahren haben sich rund um das Institut für molekulare Pathologie (IMP) zahlreiche Institutionen und Unternehmen angesiedelt: die zu Uni Wien und Medizin-Uni Wien gehörenden Max F. Perutz Laboratories, die beiden Akademie-der-Wissenschaften-Institute für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) sowie Biotech-Unternehmen wie Intercell oder Affiris. Heuer soll ein weiterer Schritt in Richtung Kooperation umgesetzt werden, nämlich die seit Jahren vorbereitete gemeinsame Anschaffung und Nutzung wissenschaftlicher Geräte und Einrichtungen.
Stadt Wien und Bund haben sich darauf geeinigt, bis 2018 insgesamt 52 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen, wobei der Bund für zwei Drittel aufkommt. Hintergrund ist eine Anfrage der Stadt, was man denn für das VBC tun könne, nachdem Maria Gugging als Standort für die Ansiedelung des Exzellenzinstituts dem Bio Center im dritten Wiener Gemeindebezirk vorgezogenen wurde.
So wurde von den VBC-Einrichtungen der Wunsch nach einem Infrastrukturpaket geäußert, das nicht nur Gebäude oder Maschinen, sondern auch qualifiziertes Personal für die Geräte umfasst. Das VBC sei maßgeblich daran beteiligt, dass Österreich im Bereich Molekularbiologie "auf der Weltkarte zu finden ist", ist Heinz Engl, Vizerektor der Uni Wien, überzeugt. Damit das so bleibe, brauche man immer die neuesten Geräte, die sich keine der VBC-Institutionen allein leisten könne.
Vor mittlerweile zwei Jahren bewertete eine internationale Jury neun von zehn vorgeschlagenen Infrastrukturen als förderwürdig. Im Herbst 2009 gab es dann endlich seitens des Bundes den Auftrag zur Betreuung des Projekts an FFG und Austria Wirtschaftsservice. Die Stadt hatte zuvor schon das Zentrum für Innovation und Technologie (ZIT) mit der Abwicklung ihres Anteils beauftragt.
Derzeit wird vom VBC die Campus Support Facility Gmbh (CSF) als Trägergesellschaft gegründet. Im Vollausbau soll die CSF 50 bis 60 hochspezialisierte Mitarbeiter beschäftigen. Die neue Infrastruktur wird u. a. Genomsequenzie-rer, Hochgeschwindigkeitskameras, Massenspektrometer, Wuchskammern und verbesserte Testsysteme für die Analyse genetischer Eigenschaften von Tiermodellen umfassen.
Kalkuliert sind jährliche Kosten von im Schnitt 7,5 Mio. Euro für die CSF. Rund fünf Mio. Euro davon sollen über die öffentliche Förderung kommen. Das restliche Drittel soll über Nutzungsgebühren hereingebracht werden, die die einzelnen Einrichtungen zahlen müssen. Was einmal mehr die Debatte um die Wiedereinführung der Zahlung von Overhead-Kosten für die Nutzung von Infrastruktur durch den Wissenschaftsfonds FWF anheizt. Bis zum Vorjahr wurden für jedes vom FWF geförderte Projekt 20 Prozent Overheads gezahlt.
In den USA würden 100 Prozent der Overheads bezahlt, was Spitzeneinrichtungen wie Harvard oder MIT ermögliche, ständig auf neuestem Stand zu bleiben, wie IMP-Geschäftsführer Harald Isemann betont. "Die Kooperation ist notwendig, um die besten Leute rekrutieren zu können. Forscher gehen weltweit zu Bewerbungsgesprächen und fragen dabei nicht in erster Linie nach der Höhe des Gehalts, sondern danach, welches Know-how und Technologie wir bereitstellen können, die sie in ihrer Arbeit weiterbringen." (APA, kri/DER STANDARD, Printausgabe, 02.06.2010)