Roger Federer steht erstmals seit sechs Jahren, den French Open 2004, nicht im Halbfinale bei einem Major-Turnier. Der 28-jährige Weltranglisten-Erste musste sich am Dienstagabend dem unheimlich stark spielenden Schweden Robin Söderling nach 2:30 Stunden mit 6:3,3:6,5:7,4:6 geschlagen geben. Damit endete eine der unglaublichsten Serien im Tennis-Sport: Nach 23 Halbfinali en suite bei den vier Grand Slams muss Federer diesmal zuschauen und ihm droht auch der Verlust der Nummer-1-Position. Sollte nämlich Rafael Nadal die French Open gewinnen, ist der Spanier wieder Weltranglisten-Erster.
Zwölf Mal hatte Federer gegen Söderling gespielt, zwölf Mal gewonnen. Die 13. Begegnung wurde zur Unglückszahl für den 16-fachen Grand-Slam-Sieger. Wobei er nicht mit Pech, sondern gegen einen groß aufspielenden Söderling verloren hat. Seine bisher letzte Niederlage vor dem Halbfinale hatte er ebenfalls bei den French Open erlitten, als er 2004 Gustavo Kuerten in der dritten Runde unterlegen war.
Während seine Rekordserie nun gebrochen ist, darf der Schweizer Superstar zumindest noch darauf hoffen, auch die 286 Wochen an der Spitze der Weltrangliste von Pete Sampras zumindest zu egalisieren. Nadal könnte ihm dabei mit seinem fünften Titel aber einen Strich durch die Rechnung machen.
Regenpause
Begonnen hatte alles nach Plan für Federer, der im ersten Satz perfektes Tennis gezeigt hatte. Der Australian-Open-Champion war im ersten Satz zu stark für den Schweden mit der peitschenden Vorhand und dem krachenden Aufschlag. Dann kam der 1,93-m-Mann aber immer besser ins Spiel, schaffte den Satzausgleich. Als Federer im dritten Durchgang bei 5:4 einen Breakball nicht nützen konnte, fiel wohl eine Vorentscheidung. Denn eine Regenpause schien Söderling noch stärker zu machen.
Gleich danach gelang dem 25-jährigen Wahl-Monegassen das Break und der Satzgewinn zum 7:5. Satz vier begann zwar mit Break für Federer, er musste aber dann seinen Aufschlag gleich wieder abgeben. Söderling schoss einem Federer immer wieder die Vorhand um die Ohren und spielte extrem stark, während Federer doch auch einige leichtere Fehler unterliefen.
Schon den ersten Matchball verwandelte der Schwede zur für ihn gelungenen Revanche für das verlorene Vorjahrs-Finale. Er trifft nun auf den Tschechen Tomas Berdych, der sich zwar gegen den Russen Michail Juschnij klar in drei Sets durchsetzte, allerdings krasser Außenseiter gegen Söderling ist.
"Ein großartiges Match"
Nach zwölf Niederlagen hat Söderling den für ihn scheinbar unbezwingbaren Federer geschlagen. "Auch wenn ich so oft verloren habe, aber ich bin ein paar Mal sehr knapp dran gewesen. Heute habe ich endlich gewonnen. Ich habe wirklich gut gespielt, es war ein großartiges Match von Anfang bis zum Ende", freute sich Söderling.
Schon vor einem Jahr hatte der Weltranglisten-Siebente mit dem Sieg über den bis dahin vier Mal en suite erfolgreichen Paris-Sieger Rafael Nadal im Achtelfinale für die Sensation gesorgt. Welcher Sieg mehr wert ist, jener über Nadal 2009 oder jener über Federer 2010? "Eine schwere Frage. Es sind beides große Siege. Ich bin wirklich glücklich, dass ich beide geschlagen habe, aber sie sind sehr verschiedene Spieler."
Das zweite Halbfinale wird am Mittwoch ermittelt: Auf dem Center Court trifft Rafael Nadal auf Nicolas Almagro, ebenso im zweiten Match nach 14.00 Uhr spielen Jürgen Melzer und Novak Djokovic auf dem Court Suzanne Lenglen um einen Platz in der Runde der letzten Vier.
Schiavone erste Italienerin in einem Grand-Slam-Halbfinale
Francesca Schiavone hat in Paris italienische Tennisgeschichte geschrieben: Als erste Italienerin seit Einführung des Profitennis erreichte das 1,66 m kleine Energiebündel das Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier. Die Weltranglisten-17. besiegte - knapp drei Wochen vor ihrem 30. Geburtstag - am Dienstag in Paris überraschend die als Nummer drei gesetzte Dänin Caroline Wozniacki mit 6:2,6:3.
Schiavone hat wohl ein wenig indirekte Hilfe von ihrer Landsfrau Flavia Pennetta erhalten, denn Wozniacki steckte der Drei-Stunden-Kampf in der Runde davor noch in den Knochen.
Die Mailänderin trifft nun auf Jelena Dementjewa, die sich gegen ihre russische Landsfrau Nadja Petrowa mit 2:6,6:2,6:0 durchsetzte. Für die Weltranglisten-Fünfte Dementjewa ist ein Pariser Halbfinale nichts Neues, war sie doch vor sechs Jahren hier im Endspiel gestanden.
Die beiden weiteren Viertelfinali zwischen der topgesetzten Serena Williams (USA) und Henin-Bezwingerin Samantha Stosur (AUS-7) sowie Jelena Jankovic (SRB-4) und der ungesetzten Jaroslawa Schwedowa (KAZ) gehen am Mittwoch in Szene. (APA)