Innsbruck - Die Stärken und Schwächen des derzeitigen Tiroler Pflegesystems will der zuständige Landesrat Gerhard Reheis (SP) im kommenden Jahr genau "prüfen": Bei steigender Lebenserwartung kämen alte Menschen derzeit erst dann ins Heim, wenn ihr Gesundheitszustand so schlecht sei, dass ein Verbleiben zuhause auch mit der Unterstützung von mobilen Hilfsdiensten nicht mehr möglich sei.
Der letzte "Sozialpakt" sei 1998 zwischen Land und Gemeinden als Grundlage für den Personalaufwand vereinbart worden. Die 5500 Menschen in Alten-, Wohn- und Pflegeheimen würden aktuell von 3700 Personen betreut, 2500 davon arbeiteten in der Pflege. Gerade die "Pflegelastigkeit" habe allerdings zugenommen. Reheis will nun mit einem Team "evaluieren", wie die "Pflege der Zukunft" aussehen könnte. Unterdessen will die Arbeiterkammer zum "Sprachrohr" der Pfleger werden. Gerade das Pflegepersonal werde in seinem Job aufgerieben, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende der Sozialen Dienste Innsbruck (ISD) Ambros Knapp. "Hilfe für Helfer" will AK-Chef Erwin Zangerl bieten.
Die Kammer installiert ein eigenes "Pflegereferat". Pfleger sollen etwa in Haftungsfragen unterstützt werden: Denn wenn etwas passiere, dann kämen jene zum Handkuss, die überhaupt nichts dafür könnten. Kritisiert wird auch der "Zeitschlüssel": Denn gerade Pflege sei "keine Fließbandarbeit". Und der tatsächliche Aufwand könne nicht in Minuten abgerechnet werden. (Verena Langegger/DER STANDARD, Printausgabe, 2. Juni 2010)