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Erster Höhepunkt im Versuch, die Olympia-Affäre aufzuklären: Berater Erwin Roth (li.) und Ex-ÖOC-General Heinz Jungwirth am Dienstag vor dem Untersuchungsausschuss in Salzburg

Foto: APA/BARBARA GINDL

Salzburg - Man erwartete einen großen Auftritt und wurde auch nicht enttäuscht: Erwin Roth - Lobbyist und Strategieberater bei der Bewerbung Salzburgs für die Winterspiele 2014 - lieferte am Dienstag seine Version der Entscheidungsfindungen und Geldflüsse bei der Bewerbungsgesellschaft und dem Förderverein des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC).

Kernaussage der auch mit Persönlichem geschmückten Ausführungen des für ein Honorar von 90.000 Euro monatlich tätigen Beraters: Für die gesamte Affäre rund um die Kandidatur trägt im Wesentlichen der Aufsichtsratschef der Bewerbungsgesellschaft, Bürgermeister Heinz Schaden (SP), die Verantwortung. Schaden habe schon im Jahr 2004 eine "eigenständige juristische Person", die völlig unabhängig von der Bewerbungsgesellschaft tätig sein soll, gefordert.

So sei der inzwischen als dritter Rechnungskreis geführte ÖOC-Förderverein entstanden. Während über die Salzburger Gesellschaft alles verrechnet werden sollte, was aus lokalpolitischer Sicht für Schaden "harmlos" gewesen sei, sollten über den Verein Dinge abgerechnet werden, die Schaden zu teuer gewesen seien. Bewerbungsgesellschaft und Verein seien finanziell gesehen "kommunizierende Gefäße" gewesen.

"Gutsherrenmanier"

Laut Roth habe sich Schaden über Gebühr in die Gesellschaftsbelange eingemischt. So habe der Bürgermeister Anton Schutti als Geschäftsführer quasi im Alleingang und "in Gutsherrenmanier" bestellt. Damit aber nicht genug: Schaden habe, um die Öffentlichkeite bezüglich der Kosten einer allfälligen Austragung der Winterspiele zu beruhigen, im November 2006 das Organisationsbudget Salzburger Medien zugespielt. Diese Indiskretion habe bei der Sponsorensuche geschadet.

Die Aussage von Andreja Wieser, die bei der Bewerbung für internationale Beziehungen zuständig gewesen war, wonach man ihn, Roth, vor Schaden quasi verstecken musste, ist laut Roth "Humbug". Er habe beispielsweise für Schaden wie auch für Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) Redekonzepte geschrieben. Warum Wieser zu einer solchen Aussage vor dem Untersuchungsausschuss gekommen war, erklärte Roth mit pikantem Gesichtsausdruck: Schaden und Wieser wären viel gemeinsam auf Reisen gewesen - "was sich dabei entwickelt habe", könne man nur mutmaßen.

Und schließlich jene 300.000 Euro, die zwischen Verein und Bewerbungsgesellschaft als "Darlehen" geführt worden waren und die den Verdacht von Schweigegeld-Zahlungen an den früheren ÖSV-Langlauf- und Biathlontrainer Walter Mayer aufbrachten. Roth blieb am Dienstag bei seiner Version: Es habe sich nur um Sponsorgeld von Audi gehandelt, das an den Verein gegangen sei. Im Zuge der Rückabwicklung des Geschäfts habe die Salzburger Bewerbungsgesellschaft letztlich die 300.000 Euro an den Verein überwiesen.

Kein Vertrag mit Audi

Eine Version, die Heinz Jungwirth im Prinzip bestätigte. Jene 100.000 Euro, die vom Verein später an die Gesellschaft überwiesen worden waren, und jene 50.000 Euro, die das ÖOC nach Salzburg geschickt habe, wären laut Jungwirth nicht - wie vielfach behauptet - eine Darlehensrückzahlung gewesen, sondern einfach eine einmalige Hilfeleistung.

Aufgeklärt ist die Sachlage damit freilich noch lange nicht. Laut Aussage des damals in Deutschland für das Olympia-Sponsoring zuständigen Audi-Mitarbeiters vor der deutschen Staatsanwaltschaft habe es nämlich nur einen Vertrag mit dem Verein und keinen mit der Bewerbungs GmbH gegeben. (Thomas Neuhold/Stefanie Ruep/DER STANDARD, Printausgabe, 2. Juni 2010)