Wien - Warum müssen Europas Gebührenfunker bis hin zum ORF der EU-Kommission nachweisen, dass sie nicht mit Gebühren den Wettbewerb mit privaten Sendern verzerren? Arte-Chef Gottfried Langenstein weiß und erzählt es Montagabend bei einer Diskussion öffentlich-rechtlicher Senderchefs in Wien: "Der Einspruch" - also "wie der Wettbewerb ins Amsterdamer Protokoll kam" - "kam von Maggie Thatcher im Auftrag von Rupert Murdoch aus Amerika. Das muss man nur wissen." Murdoch, der Medienmulti.
"Das war so", wusste ein wichtiger ORF-Aufsichtsrat nach der Debatte. Dann hatte Thatcher sieben Jahre nach ihrer Amtszeit als britische Premiereministerin noch einigen Einfluss in der EU - das Amsterdamer Protokoll wurde 1997 verabschiedet.
Auf Druck der britischen Delegation
Das wollten wir genauer wissen. Auf Nachfrage des STANDARD präzisiert Langenstein, die Bedingung sei damals auf Druck der britischen Delegation ins Protokoll gekommen: "Aber es gab die Gerüchte, dass Thatcher im Hintergrund mit eine Rolle gespielt hat, auch wenn sie nicht mehr im Amt war." Der Arte-Chef rät, es wäre "insofern wäre es genauer und richtiger, von der britischen Delegation zu schreiben. Das andere kann man schwer belegen."
Arte ist ein deutsch-französischer Sender. Da wundert Langenstein: Während Frankreich seine Gebührenfunker zu Onlineaktivitäten dränge, "fesselt" Deutschland seine Anstalten (nach einem EU-Verfahren) im Internet. "Ich halte das für einen Riesenfehler."
ZDF-Chef Markus Schächter, gerade aus New York eingeflogen, schließt sich an: "Die Zukunft geht nur weiter, wenn die Öffentlich-Rechtlichen in der Lage sind, sich in den neuen Medien zu entwickeln. Da war Brüssel ganz lange ein Bremsklotz." Doch "die Kommission beginnt einzusehen: Die Öffentlich-Rechtlichen sind die besten Bündnispartner für die europäische Idee".
Schächter beneidet den ORF, "mit welcher Selbstverständlichkeit und Nonchalance er Seher findet und bindet". Er meint wohl die "komfortable Situation" (General Alexander Wrabetz) zweier TV-Kanäle, mit denen er für verschiedene Altersgruppen programmieren kann. So breit, dass Privatsender ein EU-Wettbewerbsverfahren initiierten. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.6.2010)