Niemand wird behaupten, dass Technik reine Männersache sei. In den technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen sind Frauen aber immer noch in sehr geringer Zahl vertreten. Das soll sich ändern - im Rahmen der Initiative Generation Innovation des Verkehrsministeriums, die zum Ziel hat, das Interesse junger Menschen für Technik und Naturwissenschaft zu fördern. Hier wurde ein neues Projekt speziell für Schülerinnen gestartet. "Mentoring" heißt es, und vergangenen Donnerstag trafen sich die TeilnehmerInnen nach zwei Monaten Projektdauer zum Erfahrungsaustausch.

Die Idee: Zwischen interessierten Mädchen und Frauen aus Wissenschaft und Wirtschaft werden Kontakte hergestellt. Jede der Teilnehmerinnen - neudeutsch "Mentee" genannt - trifft sich regelmäßig mit ihrer Mentorin, die Fragen zu ihrem Beruf beantwortet oder die Einrichtungen zeigt, in denen sie arbeitet. "Wir wollen die Mädchen nicht bloß durchschleifen wie beim Girl's Day", sagt Petra Wagner-Luptacik von Generation Innovation.

Das Projekt, an dem 58 Mentoring-Paare beteiligt waren, gefällt allen Mädchen sehr gut - auch Sharadiya Kozak: Sie war Mentee bei Vera Hammer, der Leiterin der Mineralien- und Edelsteinsammlung des Naturhistorischen Museums. Sharadiya: "Zur Berufswahl braucht man eine gewisse Praxis, um sich entscheiden zu können. Die habe ich hier bekommen."

Jedoch war sie auch mit der veralteten Rollenverteilung konfrontiert: Sie durfte an der Steinschleifmaschine nur zuschauen, obwohl auch Buben in der Vergangenheit daran gearbeitet hätten. "Mädchen werden technische Geräte häufig immer noch nicht zugetraut", seufzt Sharadiya.

Wenige männliche Projektteilnehmer

In Zukunft sollen mehr Männer als Mentoren aktiv werden. Johannes Fürtler vom Austrian Institute of Technology (AIT) ist einer der wenigen männlichen Projektteilnehmer: "In meinem Berufsumfeld sind wenige Frauen tätig, dabei ist die Zusammenarbeit immer gut. Es ist richtig, wenn man junge Frauen für diese Bereiche interessiert." Seine AIT-Kollegin Susanne Kiefer stimmt zu: "Man sollte lieber die Geschlechterbilder diskutieren, anstatt zu selektieren."

Es besteht auch der Wunsch, das Projekt in allen Bundesländern durchzuführen. Bislang wurde das Programm nur in Wien, Kärnten und in der Steiermark angeboten. Sophia Paul aus Innsbruck wollte unbedingt mitmachen, musste dafür jedoch mehrmals von Tirol zu ihrer Mentorin nach Wien pilgern: "Gerade durch das Projekt habe ich gelernt, dass man sich selbst einbringen muss."

Das Mentoring war für sie etwas stressig - wie für die meisten Schülerinnen: Viele hatten parallel ihre Maturavorbereitung zu bewältigen. Die Treffen mit den Mentorinnen sollten deshalb lieber auf sechs Monate verteilt sein und zu einer anderen Zeit, nicht kurz vor der Matura stattfinden.

Keines der Mädchen wollte daneben auch noch regelmäßig Erfahrungsberichte schreiben. Doch die MitarbeiterInnen des Ministeriums wünschen sich das: Um das Projekt zu verbessern, sei man auf die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen angewiesen. (Johannes Lau/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.6. 2010)