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Aufräumarbeiten nach dem ersten Sturm der Saison ("Agatha") in Guatemala - Die Zahl der Toten in Mittelamerika stieg auf 150

Foto: REUTERS/Daniel LeClair

Guatemala-Stadt/Washington - US-Meteorologen sagen für 2010 eine besonders stürmische Hurrikansaison voraus. Offiziell begann diese am Dienstag. In Mittelamerika hat der erste Tropensturm des Jahres bereits für arge Verwüstungen gesorgt. Die Zahl der Toten nach "Agatha" ist auf mindestens 150 gestiegen, mehrere Ortschaften waren nach Erdrutschen und Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten.

Von dem Sturm, der am Samstag auf die Küste traf, waren El Salvador, Honduras und vor allem Guatemala betroffen - nach Behördenangaben kamen allein dort mehr als 120 Menschen ums Leben, mindestens 90 wurden noch vermisst. Rund 110.000 Menschen mussten evakuiert werden.
Dass es eine stürmische Saison wird, hat das National Hurricane Center in Miami bereits vorhergesagt. 14 bis 23 Tropenstürme werden so heftig toben, dass sie einen eigenen Namen verdienen - und diese stehen schon fest: Der erste lautet "Alex". Acht bis 14 Stürme könnten sich zu Hurrikanen auswachsen. Dem Landstrich am Golf von Mexiko sagen die Experten einen "aktiven bis sehr aktiven" Sommer voraus.

In den tropischen Abschnitten des Atlantik ist es wärmer als normal, allein im April lag die mittlere Wassertemperatur um 1,38 Grad über dem Schnitt. Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es nur fünf Monate, in denen die Abweichung nach oben größer war als ein Grad. Warmes Wasser speist Wirbelstürme. Ein kräftiger Westwind verringert wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Hurrikan bildet.

Eine besonders intensive Hurrikansaison würde die Ingenieure von BP, die vor der Küste Louisianas versuchen, ein Ölleck auf dem Meeresboden zu stopfen, vor neue Probleme stellen. Sobald ein Hurrikan heranzieht, müssen sie die Arbeiten einstellen. Was mit den Ölschlieren passiert, hat das Wetter- und Ozeanografie-Amt NOAA bereits durchbuchstabiert. "Sturmfluten können Öl an die Küste und ins Hinterland treiben", heißt es in einem Merkblatt, "der Wind kann das Öl über eine noch größere Fläche verteilen." Inzwischen gilt das Fischfangverbot für ein Viertel des gesamten Golfs von Mexiko, auf einer Fläche von 160.200 Quadratkilometern.

Das Wetter kann der Umwelt aber auch zugute kommen: Rohöl und Meereswasser können sich bei extrem hohem Wellengang besser "vermischen", was den biologischen Abbau des Öls begünstigen würde.

Da sich ein Hurrikan gegen den Uhrzeigersinn dreht, drückt er das Öl an die Strände Louisianas, Alabamas und Mississippis, wenn er südlich der Unglücksstelle vorbeizieht, etwa über Jamaika nach Mexiko. Streift er sie im Norden oder Osten, wird die klebrige Brühe von den US-Küsten weggetrieben.

Nicht nur die Hurrikansaison bringt BP noch mehr unter Druck: Das US-Justizministerium untersucht, ob die Katastrophe durch gesetzeswidriges Verhalten des Unternehmens ausgelöst wurde, wie US-Medien am Dienstag berichteten. (fh, red/DER STANDARD, Printausgabe, 2. Juni 2010)