London/Liverpool - Kurz vor dem Abflug der englischen Nationalmannschaft zur WM hat sich Teamchef Fabio Capello für einen Verbleib bei den "Three Lions" bis zur EM 2012 entschieden. Der Italiener unterschrieb am Mittwoch einen modifizierten Vertrag, der keine Ausstiegsoption nach der WM mehr enthält.
Die Klausel hatte zuletzt Anlass zu Spekulationen gegeben. Insbesondere war der 63-jährige Trainer vom italienischen Meister Inter Mailand als Nachfolger des zu Real Madrid gewechselten Jose Mourinho umworben worden. "Ich wollte immer bis zum Ende meines Vertrages bleiben. In Südafrika sind wir jetzt total auf die WM fokussiert", sagte Capello.
Capello ist einer der erfolgreichsten Vereinstrainer Europas und gewann mit dem AC Milan, der AS Roma, Juventus Turin und Real Madrid insgesamt neun Meistertitel und 1994 mit dem AC Milan die Champions League. Im Dezember 2007 übernahm er die Nationalmannschaft des Weltmeisters von 1966, nachdem die "Three Lions" die Teilnahme an der EM 2008 schmachvoll verpasst hatten.
Unter Capello qualifizierte sich England mit neun Siegen bei einer Niederlage vorzeitig für die WM. In Südafrika bekommen es Wayne Rooney und Co. in der Gruppe C mit den USA, Slowenien und Algerien zu tun. "Wir sind sehr erfreut, dass Fabio für zwei weitere Jahre Teamchef bleibt und wir die Sache noch vor dem Abflug nach Südafrika erledigt haben", sagte Verbandspräsident Dave Richards.
WM ohne Walcott
Etwas überraschend hat Capello am Dienstag Arsenal-Jungstar Theo Walcott aus seinem endgültigen 23-Mann-Kader für die WM gestrichen. Der 21-jährige Flügelspieler, der 2006 in Deutschland bereits als 17-Jähriger im WM-Aufgebot der "Three Lions" gestanden war, hatte in den jüngsten Testspielen - darunter ein 2:1-Sieg am Sonntag in Graz gegen Japan - nicht zu überzeugen vermocht.
Im Gegensatz zu Walcott befindet sich der angeschlagene Gareth Barry im endgültigen WM-Kader. Der Mittelfeldspieler von Manchester City bestand einen finalen Fitnesstest und tritt die Reise nach Südafrika an. Neben Walcott müssen aus dem 30-Mann-Kader, der sich zuletzt zehn Tage in der Steiermark auf die WM vorbereitet hatte, auch die Verteidiger Leighton Baines und Michael Dawson, die Mittelfeldspieler Tom Huddlestone, Scott Parker und Adam Johnson sowie Stürmer Darren Bent zu Hause bleiben.
Gerrard: "Keine Ausreden mehr"
Steven Gerrard hat sein Team am Tag der Abreise zur WM unter Erfolgsdruck gesetzt. "Wir spielen schon so lange zusammen, diesmal gibt es keine Ausreden mehr für uns. Es ist Zeit, die Erwartungen zu erfüllen", forderte der 30-Jährige am Mittwoch auf der Internetseite seines Vereins Liverpool FC. Gerrard ist mit 80 Länderspiel-Einsätzen dienstältester Profi im WM-Kader der "Three Lions". Am Donnerstag bezieht die Mannschaft von Trainer Fabio Capello in der Nähe von Rustenburg ihr WM-Quartier.
"Das Team hat einen Lauf und unser Selbstbewusstsein ist hoch, aber wir müssen uns immer noch verbessern, wenn wir den großen Wurf schaffen wollen", meinte Gerrard. Der angeblich von Real Madrid umworbene Mittelfeldspieler sieht auch bei seiner persönlichen Titeljagd mit England die Zeit davonlaufen. "Wenn ich die Weltmeisterschaft gewinnen will, muss ich es bald tun. Ich weiß nicht, ob das meine letzte WM wird, aber ich will alles geben", versprach Gerrard.
England bestreitet sein Auftaktspiel am 12. Juni gegen die USA. Weitere Gegner in Gruppe C sind Algerien und Slowenien. Nach einer starken Qualifikation unter Coach Capello zählt der Champion von 1966 in Südafrika zu den Titelkandidaten. (APA/Reuters/dpa)