Wien - Beamte und Arbeitslose sind überdurchschnittlich oft krank. Das geht aus dem aktuellen Fehlzeiten-Report hervor, der vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger heute publiziert wird. Demnach weisen öffentlich Bedienstete (im Bund) 2008 eine etwa 10 Prozent höhere Krankenstandsquote auf als Arbeiter und Angestellte. Bei den Arbeitslosen steigt die Zahl der Krankenstände kontinuierlich an, während sie bei Beschäftigten sinkt.

30 Prozent "Kurzkrankenstände"

Recht oft wird man in Österreich kurz krank. So genannte "Kurzkrankenstände" stellen 30 Prozent der gesamten Fehlzeiten dar. Lange Krankenstandsepisoden sind dagegen selten. Nur knapp 16 Prozent aller Fälle dauern länger als zwei Wochen. Ältere Arbeitskräfte treten zwar seltener als die Jungen einen Krankenstand an, sind jedoch überproportional oft von langen Krankenstandsfällen betroffen. Das führt dazu, dass die Krankenstandsquote der Über-50-Jährigen deutlich höher als jene der restlichen Altersgruppen ist.

Neben den Unterschieden nach Altersgruppen können Abweichungen in der Krankenstandshäufigkeit nach Berufen beobachtet werden. So verbrachten Arbeiter 2008 nach wie vor um 76 Prozent mehr Zeit im Krankenstand als Angestellte. Bauwesen, Sachgütererzeugung und Landwirtschaft sind die Sektoren mit den höchsten Krankenstandquoten. 

Krankenstandsquote bei Arbeitslosen verdoppelt

Dramatisch ist die Entwicklung bei Arbeitslosen, die durchschnittlich 32,5 Krankenstandstage im Jahr vorweisen. Dieser Wert liegt um 5,5 Prozentpunkte oder 20 Tage im Jahr höher als jener für die Berufstätigen. Während die Krankenstandsquote der Beschäftigten mit 3,4 Prozent zuletzt deutlich niedriger war als zu Beginn des Jahrzehnts (3,9) oder am Anfang der 1990er-Jahre (4,2), ist jene der Arbeitsuchenden im selben Zeitraum von 4,7 auf 7,8 und zuletzt 8,9 Prozent angestiegen und hat sich damit beinahe verdoppelt. Überraschend unterschiedlich ist die Lage in den einzelnen Bundesländern. So waren in Salzburg die Beschäftigten im Schnitt nur 9,9 Tage im Jahr krank. Die niederösterreichische und die oberösterreichische Gebietskrankenkasse verzeichneten dagegen mit 14,1 bzw. 13,6 Tagen die höchsten Krankenstände. 

Wirtschaftskammer will Krankenstände senken

Die Wirtschaftskammer fordert angesichts der Ergebnisse des Fehlzeitenreports Gegenmaßnahmen. Generell plädiert der Leiter der Abteilung für Sozialpolitik Martin Gleitsmann für mehr Gesundheitsförderung und Prävention. Allerdings erwägt er in einer Aussendung auch Änderungen beim Krankengeld. Die Ausgaben für diese Leistung seien innerhalb von zwei Jahren um ca. 21 Prozent auf 509 Mio. Euro angestiegen. Die Gebarungsvorschau für 2010 rechnet mit einem weiteren Anstieg der Ausgaben für das Krankengeld auf circa 547 Mio. Euro. Dieser Betrag könne sich jedoch durch die steigende Arbeitslosenzahl stark vermehren. Denn im Durchschnitt verzeichneten Arbeitslose etwa 2,5 mal mehr Krankenstandstage als Beschäftigte.

Brisant sind aus Sicht der Kammer die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Momentan verlängert der Krankengeldbezug den Arbeitslosengeldbezug, da hier keine Anrechnung auf die Bezugsdauer erfolge. Diese Gesetzeslage könne zu Missbrauch führen. Daher sollte der "institutionelle Rahmen einer eingehenden Prüfung unterzogen und gegebenenfalls angepasst werden, um Missbrauch entgegenzusteuern."

(APA)