Salzburg - Der ehemalige Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) und Chef der Olympia-Bewerbungsgesellschaft, Heinz Jungwirth, hat am Dienstag bei seiner Aussage vor dem Olympia-Untersuchungsausschuss eine Breitseite gegen den Aufsichtsrats-Chef der Bewerbung und Salburgs Bürgermeister Heinz Schaden losgelassen. "Sie haben gemeint, der Jungwirth hat große Schuach und dort schieben wir alles rein... Aber der Bürgermeister ist nicht der Einzige, es gibt ja mehrere, die sich an nichts mehr erinnern können", so Jungwirth zynisch.
Seine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss des Salzburger Landtages hat auch der Stratege und Berater Erwin Roth für einen Rundumschlag gegen Schaden genutzt. Inhaltlich haben seine Ausführungen allerdings kaum Neuigkeiten ans Tageslicht gebracht.
Höchstpersönliche Anweisungen
So bezichtigte Roth den Bürgermeister des Alleingangs: Schaden habe Anton Schutti "in Gutsherrenmanier zum Alleingeschäftsführer" der Bewerbungsgesellschaft bestellt. Auch für etliche Zahlungen hätte der Bürgermeister höchstpersönlich die Anweisung gegeben, etwa 50.000 Euro für den inzwischen zurückgetreten Geschäftsführer Fedor Radman oder 66.000 Euro an eine leitende Mitarbeiterin.
Schaden habe sich auch inhaltlich stark eingemengt. Zum Beispiel sei ihm das Durchführungsbudget zu hoch gewesen. Er habe daher den Entwurf angefordert, den außer der Geschäftsführung noch niemand kannte. Tags darauf sei das Budget in örtlichen Medien zu lesen gewesen. Derartige Indiskretionen hätten der Bewerbung international geschadet und Probleme bei der Sponsoren-Akquise bereitet. Radman habe damals eine Tobsuchtsanfall bekommen und gesagt "Schaden macht mich krank".
Kommunizierende Gefäße
Auch der Förderverein sei ein Wunsch des Bürgermeisters gewesen. Dort sollten die Sponsorengelder eingesetzt und die Ausgaben der öffentlichen Kontrolle entzogen werden. "Was international oder Schaden zu teuer war, musste von Wien (dem Verein, Anm.) bezahlt werden", so Roth. An sich seien GmbH und Verein kommunizierende Gefäße gewesen, einer habe dem anderen ausgeholfen, wenn es zu Engpässen gekommen sei.
Aufhorchen ließ Roth auch mit der Aussage, dass Schutti Chef des Fördervereins habe werden wollen. Denn Schutti selbst nannte den Verein als einen der Gründe, weshalb er vorzeitig zurückgetreten sei.
Zur Aussage einer Mitarbeiterin, dass er vor Schaden versteckt werden habe müssen, sagte Roth, davon könne keine Rede sein, er sei bei allen wesentlichen Entscheidungen dabei gewesen. Und kein einziges Mal habe es geheißen, er müsse nun das Zimmer verlassen, weil der Bürgermeister komme.
Das Sponsoring mit Audi habe die Gesellschaft "verpennt". So habe der Förderverein die 300.000 Euro erhalten, während die Autos im Gegenwert von 200.000 Euro in Salzburg verwendet wurden. Deshalb sei das Geschäft rückabgewickelt worden. Dazu habe die Gesellschaft die 300.000 Euro an den Verein überwiesen, dieser zahlte an Audi zurück und der Automobilhersteller überwies den Betrag nach Salzburg.
Zwischenkandidatur
Roth sagte auch, dass von Anfang an klar gewesen sei, dass erst 2018 wieder die realistische Chance für Winterspiele in Europa gegeben sei. 2014 sei eher als Zwischenkandidatur gesehen worden, weil ein mehrmaliges Antreten als sinnvoll erachtet wurde. Der damalige Sportreferent LHStv. Othmar Raus und andere hätten daher anfangs auch immer von der Bewerbung 2014/18 gesprochen.
Zu seinem Honorar über 90.000 Euro monatlich meinte Roth,"fürstlich war das gar nicht. Ich habe sogar einen Verlust gemacht mit meinem Auftrag." Mit diesem Honorar habe er 58 feste und freie Mitarbeiter beschäftigt. (APA/red)