Als am Pfingstwochenende das Deutschlandradio ein Interview mit Bundespräsident Horst Köhler sendet, springen die traditionellen Medien nicht auf dessen umstrittene Äußerung auf, dass im Zweifel militärischer Einsatz möglich sein müsse, um Interessen wie "freie Handelswege" zu wahren. Anders im Internet. Einen Tag nach dem Rücktritt des Präsidenten geht es in deutschen Medien nun auch darum, dass die Äußerungen Köhlers erst durch Blogs als "Skandal identifiziert" wurden, wie carta.info schreibt. Das Blog dokumentiert die "Karriere einer Thematisierung".
"Letztlich dürfte der vernichtende 'Spiegel'-Artikel maßgeblichen Anteil an Köhlers endgültiger Entscheidung gehabt haben - und die Blogs daran, dass 'Spiegel Online' und der 'Spiegel' das Thema aufgegriffen haben", heißt es dort.
Blogs zwangen Köhler nicht zum historisch einmaligen Rücktritt. Das entschied er selbst. Doch es zeigt, wie wertvoll Blogs sein können, indem sie thematisieren, was klassische Medien "übersehen", oder wofür es einen "Schubs" braucht. Überrascht hat Köhler mit seiner Entscheidung schließlich Journalisten wie Blogger. Keinesfalls habe er mit einem Rücktritt gerechnet, zitiert Focus Online den Blogger Stefan Graunke.