Zürich - Im "globalisierten Unternehmen" spielt die Staatszugehörigkeit einer Führungskraft keine Rolle mehr, wohl aber das Geschlecht: Während Deutsche und Amerikaner als Lenker großer Schweizer Konzerne genauso gefragt sind wie Schweizer, haben es Frauen immer noch schwer.

44 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder der 121 größten Schweizer Unternehmen sind aus dem Schweizerischen Ausland; in den Konzernen, die im Börsenschwergewichts-Index SMI notiert sind, liegt ihr Anteil momentan bei 70 Prozent. Damit ist zwar zum ersten Mal seit vier Jahren die Zahl ausländischer ManagerInnen nicht mehr gestiegen, aber der Trend ist klar auszumachen, wie eine Studie der Zürcher Personalberatungsfirma Schilling deutlich macht.

Frauen machen keine "Karriere-Spiele" mit

Im krassen Gegensatz zur Nachfrage nach ausländischen ChefInnen liegt der Frauenanteil in den Führungspositionen seit fünf Jahren konstant bei etwa fünf Prozent, haben die Studienautoren weiter festgestellt. Der Anteil Frauen, die im operativen Geschäft Verantwortung tragen, ist um die Hälfte niedriger.

Männer planten oft schon bei einer Beförderung den nächsten Karriereschritt, während Frauen sich mehr auf ihre aktuellen Aufgaben konzentrierten und bei "Karriere-Spielen" nicht mitmachten, erklärte Schilling. Schilling, der selber Führungskräfte für Unternehmen sucht, muss oft Überzeugungsarbeit leisten: Frauen seien meist viel selbstkritischer als Männer.

Wunsch nach höherem Frauenanteil

Gelinge es ihm, Frauen für entsprechende Aufgaben zu gewinnen, komme das in der Regel gut an, sagte Studien-Mitautor Guido Schilling. Der Wunsch, mehr Frauen in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten zu sehen, sei bei immer mehr Unternehmen spürbar.

Die Autoren der aktuellen Studie haben indessen auch herausgefunden, dass unter den neu rekrutierten Geschäftsleitungsmitgliedern im vergangenen Jahr zehn Prozent Frauen waren, womit sich ihr Anteil innerhalb eines Jahres verdoppelt hat. "Ob das ein Trend oder ein Ausreißer ist, werden die nächsten Jahre zeigen", wertet Schilling das Resultat.

Häufige Chancen

Gelegenheiten, Führungsposten neu zu besetzten, gibt es genug. Im vergangenen Jahr gab es in 61 Prozent der befragten Unternehmen Wechsel in den Geschäftsleitungen. Mehrere große Betriebe, namentlich in der Finanz- und Maschinenbauindustrie, feuerten ihre Chefs, weil die Resultate zu schlecht waren und in der Krise neue Steuermänner und -frauen gebraucht wurden. (APA/Ag.)