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"Kronprinzessin" Laura Rudas.

Foto: APA/Jäger

Man kann mit Geld nicht alles kaufen. Nicht einmal mit Steuergeld, wenn man es so anlegt, wie die SPÖ zum Zwecke der Imagebildung im Falle ihrer Geschäftsführerin. Diesen Sonntag war's, da erschien in "Österreich" ein doppelseitiges, nicht als solches ausgewiesenes Inserat mit dem Titel Burgenland-Wahl: Die SPÖ-Geschäfts-Führerin steht heute vor ihrem größten Sieg. Und damit jedermann klar war, um wen es ging, folgte die Präzisierung Laura Rudas: Faymanns Kronprinzessin.

Einen Riecher muss man haben, um einen Sieg vorherzusagen, von dem der burgenländische Landeshauptmann bis heute nicht weiß, dass es gar nicht seiner, sondern der größte von Faymanns Kronprinzessin war. Der hat über der Intensivpflege des burgenländischen Sicherheitsgefühls glatt deren Comeback verschlafen: Auf Ö3 verspottet, in der Partei gemobbt. Wie Laura Rudas zur SP-Geheimwaffe wurde. Wer aber glaubt, es genüge, auf Ö3 verspottet und in der Partei gemobbt zu werden, um zur SP-Geheimwaffe zu mutieren, irrt. Das Curriculum der SPÖ-Managerin enthält mehr. Die 29-jährige SP-Geschäftsführerin stand vor dem Abschuss, jetzt wird sie als Ministerin gehandelt. Wie sie im Geheimen die Fäden zieht.

So geht's in der SPÖ - an einem Tag gemobbt, am nächsten Geheimwaffe, kurz vor dem Abschuss, und gleich darauf als Ministerin gehandelt. Da weiß das Mitglied noch, was es an der Parteilinie hat und von welch segensreichen Händen sie gezogen wird. Die ist nicht zu verwechseln mit den Fäden, die die Kronprinzessin im Geheimen zieht. Was so aussieht: Das Burgenland sei ihr das "liebste Bundesland", erzählt Laura Rudas gerne kokett in kleinen Runden. Heute Abend werden ihre Parteifreunde verstehen, warum. Erstmals seit die 29-Jährige 2008 SPÖ-Geschäftsführerin wurde, wird sie sich als Siegerin feiern lassen können. Glückwunsch im Nachhinein, denn nach ihrem größten Sieg kann sie endlich als SP-Geheimwaffe Ernst machen.

Dann nämlich, wenn Burgenlands SP-Landeshauptmann Hans Niessl die rote Niederlagenserie (zumindest kurzfristig) stoppen kann. Rudas wird dann aus ihrem Schattendasein als "Kleine vom Faymann" treten können. Sie managte den burgenländischen Wahlkampf mit. Weshalb es kein Wunder ist, dass sie vor gar nichts anderem stehen konnte, als vor ihrem größten Sieg. Voves und Häupl sollen sich schon danach verzehren, aus dem Munde der "Kleinen vom Faymann" zu vernehmen, die Steiermark beziehungsweise Wien seien ihr das "liebste Bundesland" - aber bitte kokett in kleinen Runden, damit es auch sicher so gut wirkt wie im Burgenland.

Sollte sich rückblickend herausstellen, dass sich Niessl einfach nicht genug angestrengt hat, um der Kronprinzessin das Heraustreten aus ihrem Schattendasein zu sichern, spielt das auch keine Rolle. Bundeskanzler Werner Faymann wird ihr den Augenblick des Ruhmes wohl von Herzen gönnen. Denn er hat die vielfach Belächelte ... an der roten Front belassen. Sie väterlich gefördert. Dass sie zuletzt, als sie Faymann nach Berlin zu Angela Merkel begleitete, von der deutschen Kanzlerin für Faymanns Sekretärin gehalten wurde, nimmt sie mit einem Lächeln in Kauf. Wer ist nicht für kleine Schmeicheleien empfänglich? Selbst wenn man es nicht nötig hat. Laura Rudas, die mit 18 Jahren von Faymanns Frau Martina entdeckt wurde, ist hart im Nehmen.

Aber auch im Geben. Dass ihr Onkel RTL-Manager Andreas Rudas ist, liest sie ungern, wobei offenbleibt, ob ihr dieser Rudas als Onkel, als RTL-Manager oder in beiderlei Gestalt widersteht. Die Nichte redet schon seit Jahren kein Wort mit ihm. Er hielt nicht viel von ihrer Karriere, was im Hinblick auf die seine unter Viktor Klima auf einen wirkungsvollen Lernprozess schließen lässt. Allerdings hat er es nie bis zum Kronprinzen dieses vormaligen Bundeskanzlers gebracht, was gewisse innerfamiliäre Frustrationen erklären könnte.

Umso intensiver redet sie mit dem jetzigen. Er ist ein Workaholic, der mich leider (lacht) oft schon um 7.30 Uhr in der Früh anruft. Der hat offenbar keine Ahnung, wie viel Schlaf eine Kronprinzessin braucht. Und dennoch: Ich weiß, dass er voll hinter mir steht und das gibt mir auch Kraft. So soll es sein, und nicht etwa umgekehrt!

"Österreich" hat wohlweislich nicht preisgegeben, wer für dieses Auftragswerk verantwortlich zeichnet. Das Redaktionsgeheimnis macht in diesem Fall sicher: Peinlicher geht's nimmer. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 1.6.2010)