Cambridge/ Wien - Der Papilio blumei ist ein besonders schöner tropischer Schmetterling. Diese zu den Schwalbenschwänzen gehörende Gattung tritt ausschließlich in Indonesien auf und kann seine Flügelfarben an Umweltgegebenheiten anpassen: Trifft er auf "Räuber" , dann tarnt er sich, seine Flügel werden grün wie seine Umgebung. Ist keine Gefahr in Verzug, dann flattert er in blauen Farbtönen.
Biologen und Physiker haben seit langem gerätselt, wie sie derlei Farbenspiele, die auch bei anderen Schmetterlingen oder Käfern auftreten, nachahmen könnten. Nun dürfte Mathias Kolle vom Department für Physik an der Universität von Cambridge mit einem Team einen Weg gefunden haben. Die Wissenschafter studierten die Flügel des bewunderten Schmetterlings und erkannten, dass deren mikroskopisch kleine Struktur der eines Eierkartons ähnelt und aus verschiedenen Schichten von Haut und Luft besteht. Die Flügel brechen und zerstreuen damit das einfallende Licht auf die für den Schmetterling typische Weise.
Mithilfe einiger nanotechnologischer Methoden wie der so genannten Selbstassemblierung (selbstständige Strukturentwicklung von Molekülen) und der Atomlagenabschneidung (Abschneiden von extrem dünnen Schichten), stellten die Forscher daraufhin Kopien der Flügeloberfläche her, die diegleichen Licht- und Farbeffekte zeigten wie das Vorbild aus der Natur. Kolle zeigte sich begeistert: "Wir entschlüsselten eines der Geheimnisse der Natur und verbanden dieses Wissen mit bekannten Verfahren, um interessante Anwendungsmöglichkeiten zu schaffen."
Der Wissenschafter meint nämlich, man könnte diese neu geschaffenen Strukturen beim Sicherheitsdruck von Banknoten oder in Reisepässen verwenden und so noch besser gegen Fälscher vorgehen. Kolle ist überzeugt: "Wir müssen unser System noch optimieren, aber in Zunkunft werden wir die Strukturen eines Schmetterlingsflügels auf einer 10-Euro-Note finden."
Forscher haben schon in den vergangenen Jahren den "Bauplan" von Schmetterlingen kopiert. Und haben Beschichtungen für Solarzellen entwickelt, die deren Flügeln nachempfunden sind. Die Lichtaufnahme sollte sich so verbessern. Die aktuelle Studie wurde in der Fachzeitschrift "Nature Nanotechnology" veröffentlicht. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 1. 6. 2010)