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Foto: AP/Michael Probst

Journalisten sollten vorsichtig sein, an der Stadt, in der und über die sie schreiben, etwas zu loben. Oder "besser als früher" zu nennen: Es könnten - erst recht auf kommunalen Eigen-PR-Events - Politiker in Hörweite stehen und laut "Öha!" rufen. Und fortan erklären, dass gelobt wurde, was sonst ausgiebigst gezaust wird.

So begab es sich, dass Ulli Sima, Wiens SP-Umweltstadträtin, mich bei der "Eröffnung" der "ersten Wiener E-Bike-Tankstelle" (einer Steckdose) per "Öha!" stellte. Und forderte, den Satz, dass Radfahren in Wien nicht bloß "eh ganz okay" sei, sondern "viel besser funktioniert" als noch vor einigen Jahren, nochmal zu hören. Sima grinste mich triumphierend an: "Du hast es gesagt!" (gegen das kommunalpolitische Vereinnahmungs-Du ist man machtlos). Ich wand mich.

Aber Fakt ist: Ich hatte tatsächlich gesagt, dass Radfahren in Wien heute besser funktioniert als vor zehn Jahren. Einfach qua Häufigkeit: Wo Autofahrer früher nicht mit Radfahrern rechnen mussten, treten sie nun so massiert auf, dass sie ohne gröbere Lackschadengefahr nicht mehr zu ignorieren sind. Und das nicht wegen, sondern trotz der Art, wie Radfahren in der Stadt gefördert wird.

Doch als ich an dieser Stelle meiner Wiederholung angekommen war, war Sima schon wieder weg. Und ersparte sich so auch die zweite Einschränkung: Ich war gerade heimgekommen. Nicht aus Kopenhagen, Graz, Berlin oder München - sondern aus Prag. Und im Vergleich zur "goldenen Stadt" würde ich mich am Rad sogar in einem Nascar- oder Autocrash-Rennen wohl und sicher fühlen. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/28.5.2010)