Norbert Darabos: "Ich lebe in bescheidenen Verhältnissen. Berlakovich ist nach wie vor auf seinem Gutshof zu Hause."

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Niki Berlakovich: "Unsere beiden Töchter beflegeln sich keineswegs, sondern kommen sogar recht gut miteinander aus."

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Sonst ist der rote Verteidigungsminister ein friedliebender, fast schüchtern wirkender Mann. Doch unlängst im Parlament, da brach es aus Norbert Darabos heraus. "Ich lebe im Burgenland! Ich lebe jeden Tag im Burgenland!", herrschte er die Grünen an, die das Bundesheer an der Ostgrenze im Gegensatz zu ihm am liebsten schnurstracks zurückbeordern würden.

Burgenland-Kroaten und Pendler

Auch der schwarze Umweltminister gilt in Wien als unauffälliges Regierungsmitglied. So unauffällig, dass Niki Berlakovich bis heute kaum jemand auf der Straße erkennt. Ganz anders bei ihm zu Hause im Burgenland. Da muss er schon beim Frühschoppen den Leuten die Krise erklären, "wie das jetzt mit den Griechen ist".

Darabos und Berlakovich, beide Pannonier und Pendler, beide kroatischer Herkunft und einst Klubchefs im Eisenstädter Landtag, gelten mittlerweile jeweils für ihre Partei als oberste Anwärter für das Amt des Landeshauptmannes, sobald Hans Niessl (SPÖ) abtritt. Die halbwüchsigen Töchter der zwei Minister besuchen sogar dieselbe Klasse des zweisprachigen Gymnasiums in Oberpullendorf - "und sie beflegeln sich keineswegs politisch, sondern kommen sogar recht gut miteinander aus", wie Berlakovich versichert.

Berlakovich und der "Gutshof"

Trotz der vielen Gemeinsamkeiten sind die Väter völlig unterschiedlich geprägt. "Hinter Darabos' verbindlicher Miene steckt ein echter Linksideologe", ätzte Berlakovich einmal als ÖVP-Klubobmann im Landtag. Als Sohn eines Maurers und einer Bedienerin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, erklärt Darabos heute, wohnhaft in Kroatisch-Minihof: "Ich lebe in bescheidenen Verhältnissen. Berlakovich kommt aus Nebersdorf und ist nach wie vor auf seinem Gutshof, einem Großgrundbesitz, zu Hause - und dort ein bisschen abgeschottet."

Nach Dienstschluss pflegt der Verteidigungsminister stets seine kleine Welt im 380 Einwohner zählenden Grenzdorf, für die er tagtäglich eine Stunde und 20 Minuten Heimfahrt in Kauf nimmt. Der 46-Jährige ist dort Präsident des Fußballklubs Kroatisch-Minihof und nimmt, so oft es geht, als Ortsparteivorsitzender an den Sitzungen teil.

Glattes Wiener Parkett

Berlakovich wiederum nutzt die tägliche Heimfahrt auf der Rückbank seines Dienstwagens zum Akten- und Zeitungsstudium. "Diese eigene Welt zwischen Ministerium, Parlament und Kanzleramt" verlässt er gerne, um zu Hause "Erdverbundenheit" zu suchen. Als Student habe er gerne in Wien gelebt und dann auch eine Wienerin geheiratet. Und sie in die Gemeinde Großwarasdorf / Veliki Borištof gebracht, wo er als ÖVP-Minderheitensprecher im Jahr 2000 die erste zweisprachige Ortstafel aufgestellt hat.

Auf das glatte Wiener Parkett kann auch Darabos privat gut verzichten, wie er zugibt: "Die Schickimicki-Geschichten habe ich nicht so gern, die meide ich auch." Kein Wunder, gleicht sein Ressort an der Roßauer Lände doch oft einer Igelstellung, die er gegen politische Angriffe von allen Seiten wegen Assistenzeinsatzes, Eurofighter und Co verteidigen muss. Während der Mission im Tschad bezeichnete die "Krone" Darabos gar einmal als "Master of Desaster" - und die Offiziersgesellschaft hat ihm nicht vergessen, dass er früher Zivildiener war. Und dass Darabos nicht für ein höheres Budget für die ohnehin traditionell unterdotierte Landesverteidigung kämpft.

Darabos' drei Trümpfe

Doch parteiintern hat der ehemalige Kanzleileiter von Landeshauptmann Karl Stix, der eine SPÖ-kritische Diplomarbeit über das Selbstverständnis seiner Volksgruppe verfasst hat, längst drei Trümpfe in der Tasche, die ihn zum Hoffnungsträger für das rote Burgenland machen. Vor zehn Jahren verhalf Darabos dem spröden Niessl trotz Bank-Burgenland-Skandals zum Sieg, vier Jahre später koordinierte er Heinz Fischers Kampagne bei der Bundespräsidentenwahl, und 2006 holten sich die Genossen mit ihm als Wahlkampfleiter den Kanzler zurück.

Auch Berlakovich, Jahrgang 1961, hat es in seinem Ministerium am Stubenring nicht leicht. Denn Umweltagenden kommen höchst sporadisch auf die Tagesordnung, als zuständiger Minister für Klimaschutz wird er in Berichten über die Auswirkungen des Klimawandels nur selten zitiert.

Zeit für Burgenländerwitze vorüber

Als Landwirtschafsminister wiederum kommt er in den Medien zwar vor, wenn ein "Genuss-Guide" vorgestellt oder Spitzenweine verkostet werden - an den budgetären Sparzwängen, die seine bäuerliche Klientel besonders hart treffen, kann er aber wenig ändern.

Da ist es im Burgenland schon anders, da hat sich viel zum Besseren geändert, auch wenn es Berlakovich schmerzt, dass der Anteil der ÖVP daran kaum wahrgenommen wird. Den Burgenländer-Witzen, die in den Siebzigerjahren kursierten, ist jedenfalls die Grundlage entzogen, meinen beide. Darabos hat das Gefühl, "dass Kärnten heute das Land ist, das etwas scheel angeschaut wird". (Conrad Seidl, Nina Weißensteiner/DER STANDARD-Printausgabe, 31.5.2010)