Standard: Nimmt das Parkinson-Syndrom zu?

Volc: Das ist schwer zu sagen. Vor einigen Jahrzehnten war Parkinson nicht das, was Parkinson heute ist. Es gibt mittlerweile bessere Methoden der Differentialdiagnose. Dadurch lassen sich Krankheiten mit Parkinson-ähnlichen Symptomen besser vom eigentlichen Syndrom unterscheiden. Die Menschen werden auch älter, die Krankheit tritt auch meist erst im höheren Alter auf. Neue Erkennungsmethoden sind von größter Bedeutung. Eine Frühdiagnose verbessert die Therapiemöglichkeiten, weil schneller neuroprotektive Maßnahmen eingeleitet werden können.

Standard: Welche Frühwarnsignale gibt es?

Volc: Parkinson beginnt oft mit einer depressiven Periode, auch mit Verstopfung, Störungen der Geruchswahrnehmung und REM-Sleep-Behavior-Disorder. Dabei schlagen Menschen im Schlaf um sich, schreien, reden, singen.

Standard: Wie stark schränkt Parkinson die Lebensqualität ein?

Volc: Es ist absolut notwendig, beim Erstgespräch viel Zeit zu investieren. Die Patienten nehmen es ähnlich schwer wie eine Krebs- diagnose. Das ist aber nicht vergleichbar. Man kann die Krankheit lange gut unter Kontrolle halten. Wichtig ist, dass ich als Patient nicht nur meine Medikamente nehme, sondern mich auch ausreichend bewege. Und ich darf mich nicht zurückziehen, ich muss mich sozialisieren."

Standard: Welche Behandlungsmethoden wenden Sie an?

Volc: Es gibt in erster Linie die Ersatztherapie mit Dopa und Medikamente, die in den Signalstoffwechsel der Nervenzellen eingreifen. Anticholinergika verwenden wir nicht so gerne, weil sie Gedächtnisstörungen verursachen können. Seit 20 Jahren wird in Österreich bei schweren Fällen die Tiefe Hirnstimulation mittels implantierter Elektroden angewendet. Mehr als 300 Betroffene wurden hierzulande bereits so behandelt. Die dritte Säule der Therapie umfasst begleitende Maßnahmen wie Psychotherapie, Ernährungsberatung, spezielle Gymnastik. Ich mache seit zwölf Jahren Parkinson-Reisen mit meinen Patienten, etwa nach Jordanien, und zeige ihnen, was mit Parkinson alles möglich ist. (Kurt de Swaaf, DER STANDARD Printausgabe, 31.5.2010)