Jago, Fähnrich des "Generals" von Venedig, spinnt eine Intrige gegen den Herrn, deren Fäden sich wie ein Venengeflecht durch Othello ziehen. Shakespeares Tragödie ist ein Studie der Manipulation. In Barbara Neureiters Inszenierung wird diese in einer Black Box raumgreifend. Dafür schafft sie Platz. Auf Nebenpersonal wird verzichtet, und der Text ist gerafft und mit zeitgenössischem Sprachgebrauch verdichtet worden.

Zur Ausstattung gereicht im Wesentlichen ein weißer Vorhang. Er kontrastiert das Dunkel, markiert die Zerbrechlichkeit des Liebesglücks. Es sind die Frauen, die ihn auf und zu ziehen. Hier ist alles auf Jago ausgerichtet, den der famose Simon Jaritz suggestiv gibt. Ein Strippenzieher, der zum Intrigieren die Hände nicht aus den Hosentaschen zu nehmen braucht. Sein Waffe ist das Wort, und es bleibt Jago vorbehalten, sowohl mit Herren als auch mit Knechten in jeweils gefragten Zungen zu konferieren. Am liebsten erklärt er sich aber coram publico, macht den Zuschauer zum Mitwisser, von dem er bewundert werden will. Ein Angestellter erliegt dem Größenwahn. Othello (Matthias Hack) wird von Jago in die Eifersucht getrieben.

Sein Leutnant Cassio (Ferdinand Kopeinig) soll mit seiner Desdemona (Judith Richter) ein Verhältnis haben. Der vermeintlich Gehörnte wird zum Tier. Die Intensität steigt, ist jedoch bald auf hohem Niveau festgefahren. Hochspannung liegt permanent in der Luft, durch Schreien ventiliert, und dazu flirrt der Soundtrack von Sigmar Aigner und Didi Bruckmayr. Den zuweilen hohen Puls des auf zwei Stunden angelegten Stücks vermag das blendend agierende Ensemble jedenfalls zu halten. Vom Narr (Günther Rainer) über Rodrigo (Theo Helm) bis zur Zofe Emilia (Lisa Fuchs) überzeugen die Schauspieler. Das tut auch die Inszenierung, die sich lediglich zu früh auf Starkstrom verlegt. (wo / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.5.2010)