Es ist sehr einfach: gemacht wird zunächst das, was technisch gemacht werden kann. Gleichgültig, ob es ethisch fragwürdig, möglicherweise schädlich und gesetzlich nicht eindeutig geklärt ist. Dann sind die Reaktionen voll von - echter - Überraschung und Empörung, dass man ihnen - ausgerechnet ihnen! - etwas Böses zutraut oder unterstellt. Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook, ist gewiss ehrlich überzeugt, dass er eine Art großer Guru des Neuen Kommunikationszeitalters ist. Und dass es an den Leuten liegt, ihre Privatsphäre selbst zu schützen.

Ähnlich die "Googler" (US-Nighttalker Conan O'Brien). Das ist doch etwas Gutes, das wir tun und wenn jemand nicht im Garten seines Hauses bei illegalen und/oder allzu privaten Tätigkeiten fotografiert werden will, dann soll diese eben unterlassen. Dass die bloße Existenz von persönlichen Informationen im Netz eine Gefahrenquelle darstellt und von Stalkern, Hoaxern, Pädophilen, Mobbern, Diktatoren, politischen Gegnern, Idioten mit Tagesfreizeit etc. jederzeit instrumentalisiert werden können, diese Erkenntnis setzt sich kaum durch. Bei Jungen schon gar nicht. Was im Netz ist, geht nie wieder raus.

Die deutschen Vertreter von Google weigern sich unter Berufung auf die Datenschutzgesetze(!), jene W-Lan-Daten herauszurücken, die sie unabsichtlich(!) beim Häuserfilmen aufgeschnappt haben. Und sie haben wohl noch ein gutes Gewissen dabei. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 28.5.2010)