Zum Thema "Männlichkeit" haben Film und Fernsehen wenig Neues zu sagen. Wie zum Trotz werden immer gleiche Rollenbilder aufgetischt. Paradebeispiel schon bei der Kinoausstrahlung war Wolfgang Petersens "Troja". Mittwochabend konnte man sich von der muffeligen Bearbeitung gängiger Klischees neu überzeugen. Es geht um die Unsterblichkeit und den männlichen Helden, der sie erlangen will. Wie dieser auszusehen hat, dafür gibt es zwei altbekannte Vorschläge: den Softie und das Biest.

Foto: ORF/TELE-München/Warner

Den animalischen Part deckt Achilles alias Brad Pitt ab: muskelbepackt und meist nackt, wie Gott ihn schuf. Nur beim Töten trägt er eine (leichte) Rüstung. Mordet er ausnahmsweise nicht, kümmert sich Achilles um den Fortbestand der Spezies und schläft mit schönen Frauen.

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Trotzdem wirkt er oft unausgeglichen, seine Backenknochen beginnen zu beben, die Augen verziehen sich zu engen, zuckenden Schlitzen, und im schlimmsten Fall endet das Ganze mit Gorilla-Gebrüll und Büffel-Getrampel vor Trojas Mauern: sicherlich eine der unvorteilhaftesten Szenen der Filmgeschichte.

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Gäbe es in Troja Autos, Hektor wäre der Star der Kindersitz-Werbung: "Ihre Sicherheit ist unsere Pflicht." Hektor (Eric Bana, links) ist ein Mann von anderem Schlag. Er ist der Softie, sein Accessoire der Säugling. Verantwortungsvoller Vater, tapferer Bruder und gefühlvoller Gatte. Welches Männerbild sich durchsetzt, wird schließlich per Zweikampf entschieden. Nun, Hektor stirbt. Doch da wird das Biest weich.

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Und der letzte Triumph gehört Paris: Orlando Bloom tötet mit blitzschnellen Pfeilen - von hinten. "Ich will keinen Helden", sagt Helena. Feig, aber süß, der Mann unseres Jahrhunderts. (Susanne Fuchs/DER STANDARD, Printausgabe, 28.5.2010)

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