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Öl an den Händen: Pass A Loutre in Louisiana, wo das Foto aufgenommen wurde, ist nur einer von vielen Orten an der Küste, die bereits unmittelbar von der Umweltverschmutzung durch das Bohrleck betroffen sind.

Foto: Reuters/Sean Gardner

BP überträgt die Operation per Video: Livestream auf der BP-Homepage

Foto: APA7ENV/ENVIRONMENTAL POLLUTION

Houston/Washington - BP-Vorstandsvorsitzender Tony Hayward hat erstmals offiziell eingeräumt, dass es sich bei den Folgen der nach einer Explosion gesunkenen Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko um eine Umweltkatastrophe handelt. In den vergangenen Wochen hat er lediglich von einer "moderaten Umweltverschmutzung" gesprochen. Unterdessen strömen immer noch Öl und Gas aus dem Leck aus. BP hat jedoch nach eigenen Angaben gute Fortschritte bei seinem Versuch gemacht, die sprudelnde Ölquelle im Golf von Mexiko zu verschließen. Die aus einem Rohrleck am Meeresgrund aufsteigende braune Wolke, die in Live-Videos zu sehen ist, bestehe derzeit fast komplett aus Schlamm, sagt  Hayward.

Der Konzern hofft, den Ölfluss stoppen zu können, indem er mit hohem Druck Schlamm in das Bohrloch pumpt. BP habe über Nacht als Teil der "Top Kill" genannten Operation Gummistücke und anderes Material in das Sicherheitsventil ("Blowout Preventer") geschossen, das auf dem Bohrloch sitzt. Diese Maßnahme sollte dazu dienen, das Ventil zu verstopfen, damit weniger Schlamm als bisher aus der Quelle entweichen kann. Aktuelle Messungen hätten ergeben, dass dies erfolgreich gewesen sei, sagte Hayward. "Das sind gute Nachrichten."

Schlamm und Zement

Noch am Freitag wolle das Unternehmen in einem weiteren Anlauf weiteren Schlamm in die Quelle schießen. Es werde aber noch 48 Stunden dauern, bis Resultate der Aktion sichtbar seien. "Ich weißt, dass das für jeden frustrierend ist", sagt Hayward.

Die Techniker seien aber geteilter Meinung, was den Erfolg der Aktion angehe. Bisher sei aber nichts schiefgegangen. Zugleich räumte der Konzern aber ein, dass Bohrschlamm aus der undichten Leitung in 1.500 Metern Tiefe ausgetreten sei. Dies sei zwar "nicht ideal", weise aber nicht zwangsläufig auf ein Problem hin, sagte BP-Sprecher Tom Mueller. Es könne durchaus sein, dass das inzwischen wieder aufgenommen Pumpen erneut unterbrochen werde, um den Druck aus dem Bohrloch zu überprüfen, der Aufschluss über Erfolg oder Fehlschlag gebe.

Mehr Öl als angenommen

Bei der Ölpest im Golf von Mexiko ist nach Berechnungen der US-Regierung deutlich mehr Öl ins Meer geflossen als bisher vermutet. Bis zu 25.000 Barrel pro Tag (knapp vier Millionen Liter) seien seit Beginn der Katastrophe vor fünf Wochen ausgetreten, teilte die Leiterin einer Expertenkommission mit. Das wären fünfmal so viel wie bisher von BP geschätzt und die schlimmste Ölpest in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

US-Präsident Barack Obama wird am Freitag in dem von der Ölpest besonders betroffenen Staat Louisiana erwartet, wo er sich zum zweiten Mal seit Beginn der Katastrophe am 20. April ein Bild von der Lage machen will. Er gestand angesichts der Umweltkatastrophe ein, zu gutgläubig gegenüber der Ölindustrie gewesen zu sein. "Es war ein Fehler von mir zu glauben, die Ölkonzerne wüssten, was im Fall der Fälle zu tun sei", sagte der Präsident am Donnerstag während einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Ich habe mich geirrt."

Neue Bohrungen gestoppt

Als Reaktion auf die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat die US-Regierung neue Tiefseebohrungen auf Eis gelegt. Ein bestehendes Moratorium werde verlängert und die Genehmigungen für neue Ölbohrungen vor den Küsten der USA für sechs Monate ausgesetzt, sagte Obama. Zudem werde die Erschließung zweier Ölfelder vor der Küste Alaskas gestoppt und die Vergabe neuer Förderlizenzen im Golf von Mexiko und vor der Küste des Bundesstaates Virginia gestrichen.

Zudem wurden 33 im Golf von Mexiko begonnene Erkundungsbohrungen ausgesetzt. Die betroffenen Bohrinseln müssten bei der nächsten sicheren Gelegenheit die Arbeit einstellen und neue Sicherheitsmaßnahmen umsetzen, erklärte Innenminister Ken Salazar. Bestehende Förderanlagen fallen nicht unter die Anordnung. Betroffen wären unter anderem Unternehmen wie Royal Dutch Shell oder Apache. (APA/Reuters)