Das Europäische Museumsforum verleiht seit 1977 den European Museum of the Year Award (EMYA) und heuer erstmals den "Kenneth Hudson Award" an Personen, Projekte oder Museen, die es schaffen, "den außerordentlichen Erfolg, die Inhalte und Werte eines Museums der Öffentlichkeit zu vermitteln".

Foto: muvs.org

Ein Museum als Brennpunkt und Diskussionsraum für Fruchtbarkeit und damit verbundene Gesellschaftspolitik: Auf hundert Quadratmetern wird im Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch Pionierarbeit bei der wissenschaftlichen und didaktischen Aufbereitung heikler Themen geleistet. Welche Verhütungsmittel sind sicher? Wie wurde vor 100 Jahren verhütet? Vom Fischblasenkondom bis zum Küchentisch der Engelmacherinnen ist viel Anschauungsmaterial vorhanden.

Nun wurde die kleine Institution mit dem wichtigsten europäischen Museumspreis ausgezeichnet: Der 2010 erstmals verliehene "Kenneth Hudson Preis" des "European Museum Forum" wird vergeben für "den außerordentlichen Erfolg, die Inhalte und Werte eines Museums der Öffentlichkeit zu vermitteln". "Eine starke Anerkennung für die Prävention ungewollter Schwangerschaften, die in Österreich skandalös vernachlässigt wird ", freut sich Museumsgründer Christian Fiala Fiala.

Das Museum bereitet emotionsgeladene Themen sachlich auf und übernimmt somit Aufgaben, die eigentlich in der öffentlichen Bildungsverantwortung liegen. "Die Auszeichnung hat Signalwirkung und stellt eine Rückenstärkung für eine kleine Institution dar, die einigen ideologischen Gegenwind erfährt, jedoch internationale Vorbildwirkung hat", sagt Hartmut Prasch vom European Museum Forum. "Diese private Initiative sollte auch öffentliche Unterstützung erhalten."

Museum als Ort der Aufklärung

Das Museum wurde im Jahr 2007 von der verstorbenen ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal eröffnet. Es wird von Schulklassen regelrecht gestürmt, bis zu vier Klassen buchen die täglichen Führungen und zahlen dabei den Eintritt aus eigener Tasche.

Jugendliche erleben das Museum als einen geschützten Rahmen, wo sie auch private Fragen stellen können. "Viele Mädchen erfahren hier erstmals präzise medizinische Details über die eigene Fruchtbarkeit", erklärt Museumsführerin Anna Pichler. Wichtigste Anliegen der Jugendlichen: Verhütungsmittel zur Prävention ungewollter Schwangerschaften sollten gratis sein. Viele junge Menschen können sich sichere Verhütungsmittel kaum leisten. "Es gibt nach wie vor unnötig viele Mädchen und Frauen, die mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert sind. Die einzige wirksame Prävention ist eine gute Aufklärung und Wissensvermittlung", so Fiala. Das Museum wird auch von der Europäischen Vereinigung für Verhütung (ESC) unterstützt. (red)