Heuer im März wurde von S-Immobilien das Serdika-Center (Bild) in Sofia eröffnet, kurz davor eine Mall in Bukarest.

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Nach den Krisenjahren 2008 und 2009 sei das Immobilien-Umfeld heuer eindeutig besser, berichtet der Chef des Immobiliendienstleisters EHL, Michael Ehlmaier. "Die Talsohle ist durchschritten." Wobei die Situation in Osteuropa nicht über einen Kamm geschoren werden könne. Südosteuropa, Rumänien und das Baltikum sei von der Finanzkrise viel stärker betroffen als die etablierten Märkte. Positiv sei heuer auch, dass die Banken Projekte im Osten wieder leichter finanzieren als noch vor einem Jahr. Auch Bauträger und Investoren beginnen sich wieder für Osteuropa zu interessieren.

Eine Sonderrolle im Stopp des Preisverfalls nimmt Wien ein, nachdem hier die Preise selbst in der Krise stabil waren. Auch in der Boomphase gab es keine "spektakulären Renditen". Der Wohnsektor, vor allem die Zinshäuser, seien die Krisengewinner. Gelitten hätten zuletzt eher die alten Büroobjekte - jedoch mäßig im Vergleich zu anderen Ländern, wie Ehlmaier betonte. Im Osten sanken die Preise für Gewerbeimmobilien um bis zu 40 Prozent, im Westen um 20 Prozent. In Wien indes blieben die Preise auch in der Krise mit minus fünf bis minus zehn Prozent "überschaubar".

Weg vom Rechenmodell

Bewirkt hat die Krise jedenfalls ein Umdenken in der Immobilienbewertung, sagt Alfons Metzger. Aber: Es kämen immer noch Kunden, die auf größeren Immo-Paketen sitzen und eine rasche Bewertung haben wollen: "Machen Sie mir ein Gutachten und rechnen sie mir den Cashflow der Objekte aus". Vom Schreibtisch aus werde das künftig nicht mehr gehen. Man müsse sich vor Ort die Objekte anschauen, das Marktumfeld und den Bedarf analysieren. Viel zu oft werde nur ein Rechenmodell für die Immobilie erstellt, und die Projektidee komme viel zu kurz. Hier müsse ein Umdenken einsetzen, so Metzger.

CA-Immo-Chef Bruno Ettenauer ist dabei, die Gesellschaft neu zu positionieren: Nach der Verschmelzung von CA Immo und CA International will er sich auf die Kernmärkte Deutschland, Polen, Tschechische Republik, Ungarn, Österreich und Slowakei konzentrieren und damit gleichzeitig eine Ausgewogenheit innerhalb voneinander abhängiger Länder-Investments erreichen. Ziel sei es, von der Polarisierung zwischen West- und Osteuropa wegzukommen.

Auf Konsolidierungskurs ist auch die S-Immo AG. Nachdem heuer bereits zwei Shoppingcenter in Sofia und Bukarest (beide voll vermietet) eröffnet wurden, gelte es nun, die "Hausaufgaben zu erledigen", berichtete Vorstand Friedrich Wachernig. Die Center (investiert wurden 400 Mio. Euro Eigenkapital) sollen jährlich acht Prozent mit Fixmieten abwerfen. In der Pipeline stünden weitere sechs Grundstücke in Prag, Bratislava, Bukarest und Sofia. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23./24.5.2010)