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Das Symposium im Frauenmuseum beleuchtet Reinigungsrituale zwischen persönlicher Katharsis und sozialer Kontrolle.

Foto: APA/EPA/DANIEL DEME

Rituelle Waschungen und Segnungen nach Menstruation und Geburt sind integraler Bestandteil vieler Religionsgemeinschaften und Gesellschaften.

Das Frauenmuseum Hittisau geht im Rahmen eines Symposiums den Fragestellungen, die das Thema aufwirft, nach: Welche Funktion haben Reinigungsriten in den unterschiedlichen Konfessionen und sozialen Gruppierungen? Wann tragen sie dazu bei, das gesamte Leben zu ritualisieren und rhythmisieren und wann werden Reinheitsvorstellungen zum Zwecke der Kontrolle und Abgrenzung eingesetzt?

Programm

  • Mittwoch, 2. Juni

18.30 Uhr: Mag.a Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Frauenmuseum Hittisau - Begrüßung

18.45 Uhr: Dr.in Elisabeth Dörler, Leiterin des Werks der Frohbotschaft Batschuns (Vorarlberg) und Islambeauftragte der Diözese Feldkirch

"Rein - unrein: ein Thema für heutige Frauen in Mitteleuropa?"
Sauberkeit hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Im religiösen Bereich hinge­gen prallen zum Thema Reinheit Ansprüche aus unterschiedlichen Traditionen aufeinander, die kontrovers diskutiert bzw. interpretiert werden.

19.45 Uhr: Ruth Schläpfer, Regisseurin (Zürich)

Dokumentarfilm "Sauber und rein. Reflexionen über das Reinigen" (Schweiz, 2008)
Putzen ist alltägliche Sisyphusarbeit. Doch hinter dem Kampf gegen Schmutz stehen größere gesellschaftliche und religiöse Zusammenhänge. Wir begegnen Menschen, die sich aus beruflichen oder religiösen Gründen mit dem Thema "Reinigen" beschäftigen. Gängige Klischees lösen sich durch informative und tiefsinnige Aspekte auf. Dabei überraschen die subtilen Parallelen zwischen materiellem und spirituellem Reinigen.

  • Donnerstag, 3. Juni

10.30 Uhr: Mag.a Dr.in Tirza Lemberger,  Universität Wien, Institut für Judaistik

"Reinheit der Familie = Heiligkeit der Familie"
Muss das Intimleben von Mann und Frau durch Gesetzte reguliert werden? Kann man den Emotionen nicht ihren freien Lauf lassen? Ein Einblick in die Gesetze der "Reinheit der Familie" zeigt, dass nicht wir für die Gesetze, sondern diese für uns da sind.

11.30 Uhr: Dr.in Felicitas Heimann-Jelinek, Chefkuratorin des Jüdischen Museum Wien

"Ein Mikwen-Streit in Wien"
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Mikwe (das jüdische Ritualbad), ihr Zustand und der Besuch in ihr kein prioritäres Thema. Dies änderte sich mit dem Zuzug osteuropäischer Flüchtlinge nach dem ersten Weltkrieg. Sie forderten die Möglichkeit traditioneller religiöser Lebensweise auch im säkularen Wien ein.

12.30 Uhr: Mittagsbuffet

14 Uhr: Seyran Ates, Juristin, Autorin ("Der Islam braucht eine sexuelle Revolution", Berlin 2009)

"Reinheitsgesetze versus Sexualität?"
Wenn es um eine selbst bestimmte Sexualität geht, schenken die monotheistischen Religionen einander nicht viel. Insbesondere die Reinheitsgebote sind sich oft ähnlich. Scheinbar stehen sich religiös begründete körperliche und seelische Reinheit und Sexualität im Weg. Kann Sexualität dennoch - wie es oft vom Islam behauptet wird - positiv besetzt sein?

15.30 Uhr: Dr.in Elisabeth Tauber, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethnologie

"Sie wird zurückgesetzt und er wird zur Frau. Postnatale rituelle Handlungen im Kontext der Sinti und mögliche Interpretationsansätze"
Der Vortrag führt aus der Dualität rein/unrein heraus und richtet die Aufmerksamkeit auf den symbolischen und existentiellen Sinnstiftungsprozess einer kulturellen Gruppe, die geprägt ist durch die Erfahrung, innerhalb/außerhalb einer schon besetzten Welt zu leben. Wir können uns diesem kulturellen Wissen über die Betrachtung der Beziehungs­konstruktionen zwischen Lebenden und Verstorbenen (hier spielt Geschlecht keine Rolle) und einer genderspezifischen Alltagsgestaltung nähern.

16.30 Uhr Kaffeepause

17 Uhr: Dr.in Ursula Rapp, Universität Luzern, Theologische Fakultät, Gender-Studies-Beauftragte

"unrein, blutig, gottesnah. Religionsgeschichtliches und Theologisches zur weiblichen UnReinheit"
Die Vorstellung von UnReinheit in den biblischen Weisungen ist in der christlichen Tradition stark verändert worden, was sich auf die Vorstellungen weiblicher UnReinheit ausgewirkt hat. Blut hat dabei aus unterschiedlichen Perspektiven (verun)reinigende Kraft. "Aberglaube, Mythos und Körperfeindlichkeit" ist nicht alles, was man kritisch dazu sagen kann.

Moderation: Dr.in Eva Häfele und MMag.a Tanja Fuchs (red)