Sie läuft. Am Strand, richtig schlank, richtig strahlend, richtig glücklich.

Foto: Runner's World Das Laufbuch für Frauen

Auch diese beiden laufen. Am Strand, richtig schlank, richtig strahlend, richtig glücklich.

Wenn kein Strand in der Nähe - in Österreich kommt das wohl öfters vor - muss es halt der Rest an Richtigkeiten richten.

Foto: Runner's World Das Laufbuch für Frauen

Welch eine Überraschung: Kollegin Hausbichler läuft. Seit 2006. Ausdauernd, konsequent, erfolgreich. Ich dagegen schreibe darüber. Und laufe weniger. Und seltener. Was für eine Arbeitsteilung.

Besagte Kollegin hat mir als Motivationsstütze ein Buch in die Hand gedrückt, nicht als unbedingte Empfehlung, sondern als neuen Stoff für den nächsten Blogbeitrag. Gegen meine Lähmung, für frischen Anlauf.

Mini-Passform

Das "Laufbuch für Frauen" ist ein Renner. Nicht mein Format, aber das vieler Läuferinnen, zu denen ich mich noch nicht zähle. Voller Tipps! Voller Bilder! Geschrieben von zwei Experten ohne großem I, die über das richtige Training für Menstruierende, Prämenstruierende, Schwangere, Fitte und Fette informieren. Besonders der Fitness- sprich Schlank-/Schönfaktor ist hier wichtig. Weil Frauen mit dem Laufen beginnen, damit sie in äußere Form kommen und endlich wieder in ihren Mini passen.

Nun. Ja. Weniger interessant für mich. Dennoch: Fettabbau, so sagte mir kürzlich ein Sportwissenschafter, der passiert ganzkörperbezogen. Du kannst Fett nicht punktuell verbrennen. So bleibt Schwabbel da, wo Schwabbel ist, wenn nicht Körpergewicht reduziert wird. Also weniger Kalorien zugeführt, abgenommen wird. Da ist laufen ein super Sport. Das kurbelt die Maschine an, und mit richtiger Ernährung flankiert, bist du schließlich entfettet und glücklich. Das schreiben auch die beiden Autoren.

Und so behandeln sie - über ganze 26 Seiten hinweg - Themen um die richtige Lebensführung: Richtig kochen, richtiges Geschirr, richtige Gemüselagerung. Richtige Zubereitung. Richtig leben. Das muss frau doch alles wissen, um "Schritt für Schritt fit und schlank" (so am Buchcover zu lesen) zu werden.

"Don't feed yourself with images"

So, wie die abgebildeten Sportlerinnen im Buch. Die Bebilderung kann ich als Top Model-Suche-Kennerin gut einordnen: "He Model, mach' den 50. Liegestütz und immer schön lächeln! Du musst die Freude an der Übung verkaufen!" Mir wären Abbildungen von verschwitzten, blasenbelasteten und/oder lahmenden Läuferinnen lieber. So vom Identifikationsfaktor her. Aber so ist es eben richtig.

Ein solches Buch gibt ziemlich eng gesteckt vor, was alles richtig ist. Es scheint nicht viel Abseitiges zu geben für frau, wenn sie laufen will. Auch, wenn sie nicht läuft. Dabei richtet sich das Buch nicht an Semi-Professionalistinnen, die unbedingt auch einmal einen Marathon gelaufen haben wollen. Weil das zum richtigen Läuferinnenleben dazu gehört.

Ich mach' mir da lieber meine eigenen Konditionen. So richtig richtig ist da recht wenig, aber ich genieße es trotzdem. Und gerade deshalb. Wenn ich schneller laufen will, als für meinen "Trainingsfortschritt" richtig, dann mach' ich das. Wenn ich eine gebackene Leber statt richtig vom sichtbaren Fett befreites, gebratenes Fleisch essen will, dann ess' ich sie. Und wenn ich danach nicht eine Stunde durchlaufen kann, dann das nächste Mal. So richtig. (bto, dieStandard.at/26.5.2010)