Die USA lassen ihre Muskeln spielen. Empfänger der eindringlichen Warnung "Wir schmeißen euch raus" ist diesmal kein die bestehende Weltaufteilung gefährdendes Terrorregime, sondern der britische Ölkonzern BP. Wenn dessen Ingenieure es nicht sehr bald schaffen, das Ölleck im Golf von Mexiko zu stopfen, dann wollen die USA die Mission selbst übernehmen.

Das hat zumindest US-Innenminister Ken Salazar nun angekündigt - und ist möglicherweise gleich ein wenig über die eigene Courage erschrocken. Denn ohne BP kann es wohl gar nicht gelingen, das Leck zu schließen und die schon grassierende Ölpest zu stoppen. Wer soll denn die Drecksarbeit übernehmen? Exxon vielleicht?

Das US-Innenministerium ist nicht wie bei uns und in vielen anderen Ländern für die innere Sicherheit zuständig, sondern für die Verwaltung staatlichen Landes - und damit auch für die Vergabe von Lizenzen für Ölbohrungen. Erst 2008 war gut ein Dutzend Beamte in einen Korruptionsskandal verwickelt: Für Bohrgenehmigungen gab es reichlich Sex, Drogen und andere Geschenke.

Verständlich also, dass Salazar das vor seiner Amtszeit entstandene schlechte Image seiner Behörde aufpolieren möchte. Aber er sollte dabei auf dem Boden der Realität bleiben, es sei denn, Präsident Barack Obama plant, die wiederholt aus dem Iran angebotene Hilfe anzunehmen. Aber den Friedensnobelpreis hat Obama ja schon. (Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 25.5.2010)