Schön ist sie nicht: der obere Rand ist zu knapp und nachgezähnt, der Stempel schlecht lesbar und verwischt. Aber sie ist einzigartig.

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Die "Gelbe Tre Skilling" vor der Auktion bei David Feldman.

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Genf - Die teuerste Briefmarke der Welt, die schwedische "Tre Skilling Banco" im gelborangen Farbfehldruck von 1855, wurde am Samstag in Genf versteigert. Die Briefmarke, von der nur ein einziges Exemplar bekannt ist, übertraf den bisherigen Auktions-Rekordpreis für ein Postwertzeichen von 1,6 Millionen Euro, den sie selbst bei einer Versteigerung im Jahr 1996 erreicht hatte. Der nunmehrige Verkauf, der durch das für spektakuläre Philatelieauktionen bekannte Auktionshaus David Feldman durchgeführt wurde, wurde nicht öffentlich durchgeführt. Die Bieter wurden zu Stillschweigen verpflichtet, weder Käufer noch der genaue Kaufpreis, sondern lediglich das Übertreffen des bisherigen Rekordes wurden bekanntgegeben. Vor der Auktion wurde der Schätzpreis der Marke mit 1,5 bis zwei Millionen Euro angegeben. Im Verhältnis zu Größe und Gewicht handelt es sich mit einem Kilopreis von mehr als 130 Milliarden Euro angeblich um das wertvollste Material der Welt.

Gelb statt grün

Die erste schwedische Briefmarke mit dem Nominalwert von drei Skilling wurde eigentlich in grüner Farbe gedruckt und ist Teil einer Serie von fünf verschiedenen Wertstufen. Das gelbe Kuriosum dürfte beim Auswechseln fehlerhafter oder beschädigter Druckstempel einer Platte der im selben gelben Farbton gedruckten Wertstufe von acht Skilling entstanden sein: ein einzelner Stempel dürfte irrtümlicherweise durch einen Tre-Skilling-Stempel ersetzt worden sein. Ob ursprünglich mehrere Fehldrucke existierten, kann nicht festgestellt werden, denn entdeckt wurde die Marke erst 1885, dreißig Jahre nach der Verwendung.

Sieben Kronen für ein Unikat

Der vierzehnjährige schwedische Schüler Georg Wilhelm Backman fand sie in einem Stapel Briefe seines Großvaters, nachdem ein Stockholmer Händler inseriert hatte, für jede grüne Tre-Skilling-Marke sieben Kronen zu bezahlen. Backman hatte angeblich Sorge, wegen der falschen Farbe die versprochene Bezahlung nicht zu erhalten. Keine zehn Jahre später erwarb der legendäre Sammler Phillipp von Ferrary die Marke bereits um für damalige Verhältnisse sagenhafte 4000 Gulden. Ferrarys Sammlung, wahrscheinlich die einzige vollständige Briefmarkensammlung aller Zeiten, wurde im ersten Weltkrieg von Frankreich beschlagnahmt und als Kriegsreparation versteigert. In der Zwischenkriegszeit erwarb der rumänische König Karl II. die Gelbe Tre Skilling.

Echt oder falsch?

In den 1970er Jahren erklärte das schwedische Reichspostmuseum die Marke zur Fälschung, doch nachfolgende Tests bewiesen zweifelsfrei die Echtheit des Stückes: Zwar hätte die Farbe der grünen Tre-Skilling-Marke leicht auf chemischem Wege verändert werden können, aber die Farbpigmente des Fehldrucks entsprechen exakt denen der gelben Acht-Skilling-Marke von 1855, damit ist ausgeschlossen, dass es sich um das Machwerk eines kreativen Fälschers handelt.

Einzigartig, doch nicht sehr prominent

Trotz ihrer Einzigartigkeit steht die Gelbe Tre Skilling in der Bekanntheit im Schatten anderer Marken wie der berühmten "Blauen Mauritius", von der noch ein ganzes Dutzend existiert, oder den legendären "Missionaren" von Hawaii, wegen derer auch schon ein Sammler zum Mörder wurde.

Dabei muss sie sich den Titel "Seltenste Briefmarke der Welt" nur mit einer einzigen anderen Marke teilen: mit der sogenannten "British Guiana 1 cent magenta" von 1856, von der ebenfalls nur ein Exemplar bekannt ist. (Ein vor zehn Jahren aufgetauchtes zweites Stück wird allgemein als Fälschung betrachtet.) Auch diese Marke galt einst als teuerste Marke, doch da ihr derzeitiger Besitzer, der Milliardär John Eleuthère du Pont, eine dreißigjährige Haftstrafe wegen Mordes absitzt, wird sie wohl auf absehbare Zeit nicht wieder auf den Markt kommen.

Die Marke im Film

Nicht-Philatelisten könnte die teure Marke aus dem Stanley-Donen-Klassiker "Charade" mit Cary Grant und Audrey Hepburn ein Begriff sein. In dem Film wird einem verschwundenen Vermögen hinterhergejagt, das wie sich am Schluss herausstellt, in drei seltene Briefmarken angelegt wurde, die für alle Beteiligten die ganze Zeit über sichtbar und zugänglich waren. Die im Film verwendeten Marken sind für Requisiten ausgezeichnet nachgemachte Kopien klassischer Briefmarken, die allerdings in der Form nie existiert haben, da die Wertstufen nicht denen der Originale entsprechen. Dieser "Fehler" dürfte jedenfalls bewusst und gewollt sein, denn anderenfalls hätten reine Phantasieprodukte für den Film den selben Zweck erfüllt. Eine der drei Marken ist dabei an die Gelbe Tre Skilling angelehnt, lediglich der Wert wurde auf "Fyra (=vier) Skilling" verändert. (Michael Vosatka/derStandard.at, 22.5.2010)