Jelinek-Massaker: v. li. K. Bürkle, A. Jung, H. Schmahl.

Foto: Declair

Wien - Ihr Stück über ein Massaker an 200 Juden, im März 1945 als Zielschießen von bezechten Nazi-Schergen auf einem burgenländischen Schloss verübt, gastiert ab heute, Samstag, bei den Wiener Festwochen (Theater Akzent, 20 Uhr).

Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel) ist in Jossi Wielers virtuoser Münchner Inszenierung ein bedrückendes Spiel mit Schweigeverabredungen. "Boten", die sich bis auf die Unterwäsche entblößen, berichten im Ambiente eines Jagdvereinslokals über Verbrechen, die sie posthum nicht mehr verantworten wollen.

Rechnitz ist eine kunstvoll verquaste, auch verquasselte Generalabrechnung mit dem Scheitern der Gedenkkultur. Jelinek selbst ließ kürzlich im Corriere della Sera wissen: "Man kann sagen, dass ich in Kontrast zu meinem Land lebe und schreibe." (poh, DER STANDARD/Printausgabe, 22./23./24.05.2010)