Flott die Hemdsärmel hochgekrempelt und geht schon. Mit einem (Hammer-)Schlag hat sich das Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, vorbei an Louvre, Centre Pompidou und Musée d'Orsay, auf Platz eins vorkatapultiert - und zwar nicht nur auf der Bekannt- und Beliebtheitsskala der Pariser Museen, sondern auch international in der Kategorie Kunstraub. Fünf Meisterwerke wurden hier kürzlich, ohne dass groß Alarm ausgelöst wurde, quasi aus dem Fenster geworfen und abtransportiert. Einfach so.

Abgesehen von ideellen Werten beziffern Experten den Schaden mit 500 Millionen Euro; nur ein Pariser Kulturbeamter schätzt billiger und spricht von "lediglich unter hundert Millionen". Ja dann! Lediglich.

Falls die Damen und Herren Kunstdiebe Braque, Léger, Matisse, Modigliani und Picasso nicht bloß als Deko für ihr Eigenheim geklaut haben, werden sie sich über die amtliche Beglaubigung und mediale Verbreitung des wahren Werts sicher freuen.

Und sei er auch "lediglich" hundert statt fünfhundert Millionen Euro, so ist er doch eine richtig superbe Ausgangsposition für Preisverhandlungen mit den Auftraggebern. Nur keine falschen Schlüsse, aber wie Sie bei Olga Kronsteiner auf Seite 27 nachlesen können: Die Angst vor Inflation motiviert Anleger zum Kunstkauf. In Preisklassen bis zu hundert Millionen. Passt also. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 22./23./24.05.2010)