Die Forscher entdeckten, dass Typ-2-Diabetiker ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für 24 der untersuchten Krebsarten haben.

Foto: Nicole Schuster, Deutsches Krebsforschungszentrum

Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko an Krebs zu erkranken. Das geht aus einer Studie zum kombinierten Risiko für Diabetes und Krebs des Deutschen Krebsforschungszentrums hervor. Demnach haben Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für 24 der untersuchten Krebsarten, am deutlichsten zeigt sich der Effekt bei Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "The Oncologist" veröffentlicht.

Studie mit 125.000 Menschen

Noch ist nicht geklärt, warum Diabetiker häufiger an Krebs erkranken als Menschen, die nicht von dieser Stoffwechselerkrankung betroffen sind. Um präzise zu erfassen, bei welchen Krebserkrankungen die Zuckerkrankheit eine Rolle spielt, führte das Deutsche Krebsforschungszentrum gemeinsam mit Kollegen in Schweden und den USA die bislang größte Studie zu Krebsrisiken bei Typ-2-Diabetikern durch. Die Untersuchung schloss 125.126 schwedische Bürger ein, die aufgrund von Typ-2-Diabetes-bedingten Beschwerden ein Krankenhaus aufgesucht hatten. Die Epidemiologen verglichen das Auftreten von Krebserkrankungen bei diesen Patienten mit dem in der schwedischen Allgemeinbevölkerung.

Prostatakrebs seltener

Die Forscher entdeckten, dass Typ-2-Diabetiker ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für 24 der untersuchten Krebsarten haben. Die deutlichste Risikosteigerung wurde für Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberzellkrebs beobachtet: Typ-2-Diabetiker erkranken 6-mal bzw. 4,25-mal häufiger daran als die Allgemeinbevölkerung. Ein mehr als doppelt so hohes Erkrankungsrisiko beobachteten die Epidemiologen auch für Krebs der Nieren, Schilddrüse, Speiseröhre, des Dünndarms und des Nervensystems. Dagegen erkranken Diabetiker signifikant seltener an Prostatakrebs. "Über die Gründe dafür können wir bislang nur spekulieren", so der Epidemiologe Kari Hemminki vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Möglicherweise ist ein niedrigerer Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen bei Diabetikern mit verantwortlich."

In den industrialisierten Ländern erkranken zwischen zwei und zwanzig Prozent aller Einwohner an Typ-2-Diabetes. Die Stoffwechselkrankheit gehört damit zu den größten Herausforderungen an das öffentliche Gesundheitswesen. Kennzeichen des Typ-2-Diabetes, früher fälschlicherweise oft als „Alterszucker" bezeichnet, ist eine Insulinresistenz des Gewebes. Das bedeutet, dass die Zellen auf das Insulinsignal hin keinen Zucker aus dem Blut aufnehmen.

Die Wissenschaftler werteten für diese Untersuchung Daten aus, die von 1964 bis 2007 in Schweden bei jeder Krankenhausentlassung an ein Register gemeldet wurden. Diese Daten wurden mit dem schwedischen nationalen Familien-Krebsregister kombiniert, das seit 1958 alle Krebsfälle des Landes erfasst. Da das Krebsregister mit einem Mehrgenerationenregister verknüpft ist, können auch Krebsfälle unter den Eltern und Geschwistern der Patienten verfolgt werden. (red)