Foxconn-Arbeiter sollen bis zu acht Stunden am Stück stehen müssen.

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Der chinesische Hersteller Foxconn produziert im Auftrag von westlichen Firmen wie Apple, Dell oder HP Endkundenprodukte vom Schlage iPod und Co. In die Schlagzeilen ist das Unternehmen in den vergangenen Jahren nur deshalb geraten, weil Berichte über katastrophale Arbeitsbedingungen aufkamen. Auf Arbeiter soll so viel Druck ausgeübt worden sein, dass allein bis Ende vergangenes Monat die Anzahl an Selbstmordversuchen auf 30 anstieg.

Undercover

Wie es genau in den medial als bezeichneten "Höllen-Fabriken" Niederlassungen des 400.000 Mitarbeiter starken Konzerns zugeht, wollte die chinesische Zeitung Southern Weekly (Übersetzung auf Gizmodo) herausfinden und schickte den 20-jährigen Reporter Liu Zhi Yi für 28 Tage in eine Foxconn-Fabrik in Shenzen. Undercover berichtete er, unter welchen Bedingungen iPhones, Laptops und andere populäre Gadgets gefertigt werden. Gleichzeitig entsandte die Zeitung einen leitenden Redakteur, um auf offiziellem Weg das Gespräch mit den Betreibern von Foxconn zu suchen. Geklärt sollte werden, weshalb sich allein im April sechs Mitarbeiter umbringen wollten.

Unablässig

Yi fand heraus, dass Fabriksarbeiter in einer Art Knechtschaft unablässig arbeiten und nur zum Schlafen oder Essen ihre Fließbandtätigkeit unterbrechen. Urlaub gäbe es lediglich an Staatsfeiertagen. Yi selbst hatte keine Schwierigkeiten eingestellt zu werden. Der Student passte und passt mit seinen 20 Jahren genau ins Profil des Unternehmens. Zum Dienstantritt musste er lediglich einen Vertrag unterzeichnen, wonach Foxconn nicht verantwortlich für seine Überstunden sei. Dies sei sogar legitim, da in China freiwillige Vereinbarungen staatliche Reglementierungen überstimmen.

Hoffnung Krankenstand

An jedem 10. des Monats erhalten die Foxconn-Arbeiter ihr Gehalt. Die Löhne starten bei 900 Yuan (etwa 100 Euro) monatlich. Über die Produkte, die sie herstellen, könnten sie laut Yi kaum etwas sagen. Beim Essen werden lediglich leistbare Imitate diskutiert.

Die schwierigen Arbeitsbedingungen hätten regelmäßige Unfälle zufolge. Manche Arbeiter glauben bereits, die Maschinen seien verflucht, weil einige Kollegen schwere Verletzungen beim Umgang mit ihnen erleiden mussten. Vereinzelt würden erkrankte Mitarbeiter auch beneidet, weil dies einer der wenigen Gründe für eine Auszeit sei. Bei acht Stunden am Stück stehend, sei aber bereits der Griff nach einem heruntergefallenen Gegenstand eine kleine Erholung.

Träume

Eine der wichtigsten Motivationen für die Arbeiter sei der Traum von einem besseren Leben. Die mit Gadgets gefüllten Lagerkarren würden liebevoll BMW genannt, in der Hoffnung eines Tages einen echten BMW besitzen zu können. Andere wiederum würden einen Teil ihres Lohns für Glücksspiel ausgeben und auf Pferderennen verwetten. Materielle Wünsche seien dem Bericht nach aber nur ein Teil der unerfüllten Bedürfnisse. Die Arbeiter würden in ihren Umständen auch keine Liebespartner finden, weshalb manche in Internetcafés auf kostenpflichtige Web-Pornos ausweichen würden.

Kein Mitgefühl

Über Selbstmorde sprechen die Wenigsten, heißt es. Vereinzelt würde darüber gescherzt, doch genauere Empfindungen würden kaum geäußert. Die läge vor allem daran, dass die Arbeiter untereinander nur selten Beziehungen aufbauen und wenig miteinander kommunizieren. Viele hätten Probleme sich die Namen ihrer Kollegen zu merken, weil alle identische Uniformen tragen und jeden Tag die gleichen Aufgaben erledigen. Es gäbe keine interessanten Themen zu diskutieren, da alle nur mit ihrer Tätigkeit in der Fabrik beschäftigt sind. Stress und andere Gefühle bleiben oft unausgesprochen, weil die Arbeiter niemanden zum Reden haben.

Berater und Mönche

Auch den Firmenchefs seien die Probleme ihrer Arbeiter bewusst. Ob die Sorge mehr wirtschaftlicher oder menschlicher Natur ist, sei dahingestellt. Als erste Gegenmaßnahme, um die Selbstmordrate einzudämmen, habe man 100 Berater und Mönche herangezogen. Sie sollen sich den Leiden der Arbeiter annehmen. Bei 400.000 Dienstnehmern dürfte dies aber in jeden Fall kein leichtes Unterfangen werden. (zw)