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Obama verurteilt "den Akt der Agression" gegen Südkorea. Ein nordkoreanischer Torpedo soll ein südkoreanisches Militärschiff versenkt haben.

Foto: AP Photo/Pablo Martinez Monsivais

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Der von der internationalen Untersuchungskommission präsentierte Beweis: Auf einem an der Unglücksstelle geborgenen Torpedo ist auf Koreanisch "Nummer 1" zu lesen.

Foto: AP/Jung Yeon-je

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Das südkoreanische Militärschiff bei der Bergung. Im März soll ein Torpedo aus Nordkorea zum Untergang des Schiffes geführt haben. 46 Soldaten kamen dabei ums Leben.

Foto: AP Photo/Yonhap, Choi Jae-ku, File

Seoul/Pjöngjang - Südkorea drängt auf internationale Sanktionen gegen Nordkorea, nachdem eine unabhängige Untersuchungskommission festgestellt hat, dass der Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes "Cheonan" im März durch einen nordkoreanischen Torpedo-Angriff verursacht worden war. Bei dem Zwischenfall an der umstrittenen Seegrenze starben 46 südkoreanische Matrosen.

Nordkoreas Nationale Verteidigungskommission drohte am Donnerstag für den Fall von Sanktionen "mit verschiedenen Formen harter Antworten inklusive eines totalen Krieges". Südkoreas Präsident Lee Myung-bak hat für Freitag den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. China, Nordkoreas einziger Verbündeter, rief beide Seiten zur Mäßigung auf. Die USA bezeichneten den Angriff als inakzeptablen Akt der Aggression. US-Außenministerin Hillary Clinton muss bei ihrem China-Besuch an diesem Wochenende Krisendiplomatie betreiben.

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Seoul/Tokio - Die Lage zwischen den verfeindeten koreanischen Bruderstaaten spitzt sich zu, nachdem Südkorea den Norden beschuldigt hat, eines seiner Kriegsschiffe versenkt zu haben. Nordkorea wies denVorwurf zurück, und drohte mit "totalem Krieg", sollte Südkorea Vergeltungsmaßnahmen ergreifen.

Durch einen Vergleich der gefundenen Wrackteile mit älteren nordkoreanischen Torpedos und Bauplänen sind sich die internationalen Experten nun sicher, dass ein Torpedo direkt unter der südkoreanischen Korvette "Cheonan" gezündet wurde. Das Schiff zerbrach und riss 46 Marinesoldaten in den Tod. Der Torpedo sei wahrscheinlich von einem Mini-U-Boot abgefeuert worden, das wenige Tage vor dem Zwischenfall mit einem Mutterschiff ausgelaufen sei, so die Ermittler.

Südkoreas Regierung kündigte an, hart reagieren zu wollen - nur ist ihr Arsenal an Antworten beschränkt. Militärische Strafaktionen verbieten sich von selbst, will die Regierung nicht eine unkontrollierbare Eskalation des Konflikts riskieren. Der Süden richtet seine Augen daher auf die Uno. "Wir werden resolute Gegenmaßnahmen gegen Nordkorea ergreifen und das Land durch starke internationale Kooperation zwingen, seine Missetaten zu gestehen" , sagte Präsident Lee Myung-bak in einem Telefonat mit Australiens Regierungschef Kevin Rudd.

Die USA und Japan unterstützen Südkorea zwar im Ruf nach Sanktionen gegen Nordkorea. Die US-Regierung verurteilte den Angriff als "Akt der Aggression", "unakzeptierbares Verhalten" und Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen von 1953. Offiziell stehen die beiden Koreas noch im Krieg. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, ein Südkoreaner, nannte das Untersuchungsergebnis "zutiefst beunruhigend."

China: Ruhe bewahren

Aber China, einziger Verbündeter Nordkoreas und Vetomacht im UN-Sicherheitsrat, bezieht öffentlich noch keine Position. Stattdessen rief Chinas Außenministerium dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Beim Versuch, Nordkoreas Führer Kim Jong-il zu bestrafen, sieht Bruce Klingner, der Korea-Experte der konservativen Heritage Foundation in Washington, daher China als das "Haupthindernis". Sein Rat: "Südkorea und die USA sollten nicht davor zurückschrecken, Peking hart unter Druck zu setzen, denn manchmal kann China zu Maßnahmen jenseits seiner Wohlfühlzone gezwungen werden." Die erste Gelegenheit dazu hat US-Außenministerin Hillary Clinton bereits am Wochenende während ihres China-Besuchs.

Die ohnehin geringe Chance auf eine Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche zur Abwicklung von Nordkoreas Atomprogramm ist jedenfalls fürs Erste gestorben. Experten warnen sogar vor weiteren Provokationen des Nordens, denn Nordkorea igelt sich ein. Entgegen alter Gewohnheit startete die Propagandaabteilung noch während der Fernsehübertragung des Untersuchungsausschusses ihre Gegenoffensive.

Die Ergebnisse seien fingiert, so der Vorwurf. "Wir haben Südkoreas Verräter bereits gewarnt, keine rücksichtslosen Behauptungen in Bezug auf den Untergang des Kriegsschiffs der Marionetten-Marine, der ,Cheonan‘, aufzustellen" , erklärte Nordkoreas Nationale Verteidigungskommission. "Unsere Armee und unser Volk werden prompt auf jede ,Bestrafung‘, ,Vergeltung‘ und jede ,Sanktion‘, die unsere Interessen verletzt, mit verschiedenen Formen harter Antworten inklusive eines totalen Krieges reagieren." Zudem hat der Norden gefordert, ein eigenes Untersuchungsteam zu entsenden. Der Vorschlag soll nun geprüft werden. (Martin Kölling/DER STANDARD, Printausgabe, 21.5.2010)