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Sparsamer Energieverbrauch, bei dem Treibhausgase eingespart werden, bringt mehr als energieeffiziente Geräte.

Foto: APA//Friso Gentsch

In Teilen war es schon klar: Die österreichischen Treibhausgas-Sparziele sind nicht erreichbar. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass daran auch die Energiestrategie 2020 nichts ändert.

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Wien - Die in diesem Frühjahr vorgestellte Energiestrategie 2020, mit der die Regierung spät, aber doch Österreich auf die Klimaschutzziele einschwören wollte, wird keine weitreichenden Auswirkungen haben. "Die Klimaziele sind nicht zu erreichen" , resümiert Studienleiter Friedrich Hinterberger, Geschäftsführer von Seri (Sustainable Europe Research Institute). Das Wiener Privatinstitut hat im Auftrag des Klima- und Energiefonds untersucht, wie die heimischen energie- und klimapolitischen Ziele im Rahmen der Energiestrategie bis 2020 erreicht werden können.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: Weder kann bei den meisten Szenarien der gewünschte Endenergieverbrauch erreicht werden, noch kann das von der EU-Kommission vorgegebene Ziel, bis 2020 insgesamt 34 Prozent des Energieverbrauchs über Alternativenergien bereitzustellen, erreicht werden. Nicht annähernd sind auch die Treibhausgas-Einsparziele im Bereich von CO2 bis 2020 in gewünschter Weise zu erreichen. Weiters dürfte die Hoffnung auf "Green Jobs" über weite Strecken eine Mär bleiben. In der Energiestrategie wurde davon ausgegangen, dass 80.000 zusätzliche Jobs geschaffen werden können, wenn nur intensiv in thermische Sanierung und erneuerbare Energieformen investiert wird. "Auch wenn alle Register gezogen werden, kommen wir auf maximal 52.000 Arbeitsplätze", sagt Expertin Lisa Bohunovsky.

Illusorische Sanierung

So wird in der Energiestrategie beispielsweise vorgeschlagen, dass die teilweise abgewohnte Bausubstanz in Österreich (Gemeindebau aus den 60er- und 70er-Jahren) über eine Sanierungsquote von drei Prozent thermisch herausgeputzt werden sollte. Unter Sanierungsquote wird verstanden, dass pro Jahr ein gewisser Prozentsatz des Hausbestandes renoviert wird. In der Seri-Studie ging man von einer nur zweiprozentigen Sanierungsquote aus, da alles andere in konjunkturschwachen Zeiten illusorisch wäre.

Die Seri-Wissenschafter arbeiteten mit fünf unterschiedlichen Szenarien. Interessanterweise kommt es bei dem Szenario, bei dem auf Verhaltensänderungen in der Bevölkerung gesetzt wird, zu den größten Einsparungseffekten. "Das Potenzial des Ausbaus von erneuerbarer Energie und der Erhöhung der Energieeffizienz reicht nicht, um die notwendige Wende herbeizuführen" , sagt Hinterberger. Pferdefuß bei dem optimistischen Verhaltensänderungsszenario ist aber, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, eher gering ist, wie es in der Studie lapidar heißt. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2010)