Den Haag/Skopje - Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat am heutigen Mittwoch den im Juli 2008 verkündeten Freispruch für den früheren mazedonischen Innenminister Ljube Boskoski mit einem rechtskräftigen Urteil bestätigt. Das Gericht wies gleichzeitig die Vorwürfe der Anklage zurück, dass Boskoski im Jahr 2001 nicht alles unternommen habe, um die für den Mord an sechs albanischen Zivilisten und Misshandlungen der Zivilbevölkerung verantwortlichen Polizisten zu bestrafen. Dies lag nach Meinung des Gerichtes in der Zuständigkeit der Justiz.

Mit dem heutigen rechtskräftigen Urteil des Haager Gerichtes wurde auch die 2008 ausgesprochene zwölfjährige Haftstrafe für den ehemaligen Polizisten Johan Tarculovski bestätigt. Der frühere Befehlshaber einer Sonder-Polizeieinheit während der sechsmonatigen Kämpfe zwischen mazedonischen Sicherheitskräften und albanischen Extremistengruppen im Jahr 2001 war wegen Morden und Verstößen gegen das Kriegsrecht verurteilt worden.

Sechs albanische Zivilisten getötet

Laut der Anklage griff die von Tarculovski geleitete Polizeieinheit "Lavovi" (Löwen) am 12. August 2001 das mehrheitlich von Albanern bewohnte Dorf Ljuboten bei Skopje an, wobei sechs albanische Zivilisten getötet wurden. Mindestens 14 Häuser wurden in Brand gesteckt und mehr als 100 Albaner von der Polizei schwer misshandelt. Das Tribunal war in erster Instanz der Meinung, dass die Sonder-Polizeieinheit nicht dem direkten Kommando des Innenministers Boskoski unterlag.

Boskoski und Tarculovski sind die einzigen Bürger Mazedoniens, die sich vor dem Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal zu verteidigen hatten. (APA)