Wien - Black Rebel Motorcycle Club ist nicht nur ein langer, sondern auch ein verführerischer Name. Wird doch von anständiger Rockmusik gerne verlangt, dass sie gefälligst tüchtig gegen die Welt der Älteren anlärmen solle. Das Trio aus San Francisco trägt das Rebellentum nun gleich im Namen, zitiert nebenher den zwar durchwachsenen, aber umso wirkungsmächtigeren Brando-Film Der Wilde und lädt zum Anschluss ein. Das Logo auf der Lederjacke sichert die Mitgliedschaft im Club. Die Uniform muss freilich so schwarz sein wie die Panier, in der Robert Levon Been und Peter Hayes an den Saiteninstrumenten seit gut zehn Jahren auf den Bühnen der Welt stehen.

Als The Strokes 2001 das Gitarrenrevival der Nullerjahre einläuteten, standen auch die Kalifornier im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ihr Debüt B.R.M.C. baute zwar nur auf gut abgehangenen Versatzstücken des lärmenden Gitarrenrock auf, die Zeit war aber reif und die Begeisterung groß. Die folgenden, zwischen Schunkelblues und Garagenschnittigkeit changierenden Alben brachten weniger Ruhm, die Fanbasis konnte jedoch gehalten werden.

Der Innenhof der Wiener Arena war somit am Montag auch trotz himmlischer Dauerberieselung gut gefüllt. Die Zeichen standen auf ehrliche Handarbeit an Gitarre, Bass und dem durch Leah Shapiro neu besetzten Schlagwerk. Die gab es dann auch, allerdings mit Abstrichen. Peter Hayes wirkte die meiste Zeit etwas unenthusiastisch, mehr Druck und Lautstärke hätten die Stimmung auf konstant höherem Level halten können. So verwandelte sich das Publikum auch an vorderster Front immer wieder in ein gemächlich nickendes Kapuzenheer. In den Momenten, in denen sich die Band die "Come on!" -Rufe zu Herzen nahm, war die Verzückung dafür umso größer. Da flackerte das Licht, da dampfte der Nebel, da war die Welt in Ordnung. Die Wolken waren vergessen und alle Mitglieder im Club der rebellischen Motorradler. (Dorian Waller/DER STANDARD, Printausgabe, 19. 5. 2010)