London - Eine Tablette pro Tag, dafür um die Hälfte weniger Todesfälle durch Herzinfarkt und Schlaganfall bei Hochrisiko-Personen? - In Großbritannien beginnt jetzt eine "Polypill"-Studie. In der Tablette sind niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) zur Verhinderung von Blutgerinnseln, zwei Blutdruck senkende Wirkstoffe und ein Cholesterinsenker kombiniert.

Wissenschafter des Imperial College in London nehmen jetzt rund 2.000 Probanden mit einem hohen Infarkt- und Schlaganfallrisiko in die wissenschaftliche Untersuchung auf. Ähnliche Studien laufen bereits in Brasilien, Kanada, China und Südafrika. Die Arbeiten gehen auf eine bereits alte Überlegung zurück: Kombiniert man eine Fixdosis von ASS, einem Statin (Cholesterinsenker) und zwei seit vielen Jahren verwendeten Blutdruckmitteln (Diuretikum, ACE-Hemmer), könnten womöglich mehr Menschen einer Herzkrankheit entgehen. Viele Risiko-Patienten nehmen nämlich die einzelnen Medikamente nicht oder nicht ausreichend regelmäßig. Außerdem könnte das Kosten sparen.

Keine individuelle Einstellung

Auf der anderen Seite ist die Sache mit der "Polypille" aber auch sehr einfach "gestrickt": Unabhängig von der Höhe von Blutfetten oder Blutdruck wird einfach eine einzige Dosis verabreicht, was eine genauere Einstellung der Werte unmöglich macht. Am ehesten erwarten sich Wissenschafter davon etwas in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo es derzeit zu einem rasanten Anstieg der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Übernahme der westlichen Lebensweise kommt. Diese Staaten habe aber nicht die Mittel für eine maßgeschneiderte Prävention per Medikament. (APA)