Graz - Im Grazer Straflandesgericht ist am Montag der Prozess um die Leasing-Affäre der Hypo-Steiermark fortgesetzt worden. Zwei frühere Manager müssen sich wegen Untreue vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Helmut Wlasak) verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, riskante Geschäfte vor allem im süd- und osteuropäischen Raum betrieben und einen Schaden von 40,5 Mio. Euro verursacht zu haben. Der achte Verhandlungstag war der Durchleuchtung einzelner Leasing-Verträge gewidmet.

Sachverständiger lässt sich entschuldigen

Nach zweiwöchiger Pause trafen sich alle Beteiligten am Hypo-Prozess wieder einmal im eiskalten Schwurgerichtssaal. Die Zuschauer blieben mittlerweile ganz aus, sogar der Sachverständige Fritz Kleiner hatte sich entschuldigen lassen. Befragt wurde diesmal wieder der Erstangeklagte, der als ehemaliger Geschäftsführer das ganze Leasinggeschäft der steirischen Hypo überhaupt erst aufgebaut hatte. Doch in Bosnien und Kroatien lief es mit den Zahlungen nicht ganz so, wie man es von Österreich gewohnt war, musste der Angeklagte eingestehen.

Es wurden zwar viele Verträge abgeschlossen, doch es kam auch zu großen Zahlungsrückständen, bis viele Verträge einfach platzten. Das lag auch daran, dass die Abläufe nicht genau kontrolliert werden konnten, so der Befragte. "Warum hat man immer mehr Verträge abgeschlossen, ohne das System einmal übersichtlicher zu gestalten?", wollte der Richter wissen. "Wir waren immer der Meinung, das wird auf die Straße zu bringen sein, das wird alles erfüllt. Die Rückstände wollten wir in Griff bekommen", so der Beschuldigte.

Doch als etliche Kunden nicht zahlten, kam es zu immer größeren Ausfällen. Maßnahmen wie Rückstellung der Leasingobjekte erfolgten nur sehr schleppend. "Die Inkasso-Tätigkeit in Bosnien war für uns nicht zufriedenstellend", musste der Angeklagte zugeben. Außerdem keimte bald der Verdacht, dass der Anwalt, über den das Geld eingeklagt werden sollte, mit den säumigen Kunden zusammenarbeite und die Fälle absichtlich verschleppe, schilderte der ehemalige Geschäftsführer.

Staatsanwalt Wolfgang Redtenbacher formulierte den Verdacht, dass die Leasing-Verträge nur deswegen nicht gekündigt wurden, damit sie in der Bilanz weiterhin aufscheinen und nicht als Verlust abgebucht werden müssen: "Hat man die Verträge laufen lassen, um über die faulen Verträge hinwegzutäuschen?". Diese Unterstellung wies der Angeklagte empört von sich.

Der Prozess wird am 31. Mai um 9.00 Uhr fortgesetzt. Läuft alles planmäßig, sollen dann die ersten Zeugen befragt werden. (APA)