Der aufmerksame Leser wird sich erinnern – die Leserinnen wissen das sowieso –, dass die ER-6n die Reißerische fahren musste. Weil die ER-6 bei den Damen so beliebt ist. Genau das Gegenteil zur ER-6n ist die Z 1000. Sie ist in gewisser Weise einfach das Doppelte der kleinen ER-6. Sie hat vier Zylinder und nicht nur zwei, mit 1043 Kubikzentimeter einen ordentlichen Hubraum und ist mit 130 PS auch deutlich leistungsstärker. Außerdem macht die Z 1000 zum Männer-Motorrad, dass sie ausschaut, als wäre sie mit einem riesigen Schwert aus einem noch größeren Metallklotz geschlagen worden.

Foto: Guido Gluschitsch

Die neue, brutale Optik polarisiert. Männer vergessen bei dem Anblick, dass sie ein Bier oder eine Zigarette in der Hand halten und lassen vor Ehrfurcht gleich einmal alles fallen. Frauen wenden sich, wenn es geht, angewidert ab, Mütter halten ihren Kindern die Augen zu, damit diese in der Nacht noch schlafen können, und kein Z 1000-Fahrer darf sich wundern, wenn ihm eine alte Frau den Vogel zeigt, einfach nur, weil er da ist. Wer so ein Motorrad fährt, ist kein Guter – das haben die Damen im Gspür.

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Die Z 1000 litt in der Vergangenheit ja ein wenig unter den Folgen des Alters. Sie wurde immer schwerer, während der Motor wegen der strengen Abgasbestimmungen immer zahnloser wurde und am Ende nicht einmal mehr Dackel den Blick senken ließ, wenn man neben ihnen den Kettenhund, wie die Kawas manchmal genannt werden, anriss. Das ist jetzt vorbei. Die neue Z 1000 hat ihre Schwächen abgelegt und tritt mit einer Vehemenz in den Hinterreifen, dass der gleich am Stand durchdreht, als ob Kirtag wäre. Für einen kalten 190er Pirelli Diablo Rosso ist das einfach zu viel, wenn man dem Kettenhund ein wenig Leine gibt.

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Kettenhunde heißen die Kawasakis, weil sie genauso brutal sind, gerne einmal rasseln, auch bellen, und vor allem, weil sie eine starke Hand brauchen. Die Zett hat man ja noch nie mit bloßer Telepathie ums Eck gebracht. Bei der ER-6n denkst du nur an eine Kurve und die Kleine kippt hinein.

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Bei der Zett kann man an Kreisverkehre denken, Achter multiplizieren, bis man schwindlig wird und sogar die schönsten O-Beine haben: Deswegen lenkt die Tausender noch lange nicht ein. Da braucht es schon ein wenig Druck auf der kurveninneren Lenkerseite, damit sich da was tut. Und man muss richtig am Bock sitzen.

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Nein, die Z 1000 ist nichts für Ungeübte. Sie braucht nicht nur eine strenge, sondern auch eine geschulte Hand. Wer sich mit zuviel Respekt auf das Motorrad setzt, wird im besten Fall von ihr als Passagier spazieren geführt. Beim ersten Gasstoß reißt es einen nach hinten, und man hängt am Lenker wie eine Fahne im Wind. Und wer bei der Zett am Lenker hängt, kann genauso gut einen Kettenhund am Schwanz ziehen. Das geht auf Dauer auch nicht gut.

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Wie ein Kinderspiel ist die Kawasaki aber zu fahren, wenn man sich in einer aggressiven, nach vorne orientierten Haltung daraufsetzt, die Ellenbogen sauber abwinkelt und in einer Postion durch die Straßen fräst, als würde man gerade auf der Rennstrecke einen neuen Rundenrekord aufstellen wollen. Dabei ist diese Sitzhaltung auch auf Dauer nicht anstrengend, und sogar die Autobahnhatz zum Kaffee am See ist eine Hetz.

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Aber Achtung: Mit der neuen Zett ist man leicht einmal zu schnell! Und man sieht es nicht. Denn durch die neue Optik verschwinden die Armaturen fast komplett aus dem Sichtfeld. Da behindert kein Windschild das Blickfeld, und würden nicht die Spiegel sein, könnte man meinen, man fliege über die Autobahn.

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Also ist die Optik auch auf der Zett brutal – nicht nur davor. Und das ist sicher nichts für Frauen. Stellen Sie sich vor, diese Waffe in der Hand der Reißerischen – da wäre kein Kraut mehr gegen sie gewachsen und wir müssten anfangen, die Berge umzubennen, auf denen wir uns jetzt noch so gerne tummeln – in Demutsberg, Verzweiflungshügel und Col de la Blamage.

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Technische Daten: Kawasaki Z 1000

Motor: Reihenvierzylinder
Hubraum: 1043 ccm
Leistung: 138 PS bei 9.600 Umdrehungen
Drehmoment: 110 Nm bei 7.800 Umdrehungen
Endantrieb: Kette
Rahmen: Aluminium Zwei-Schleifen-Rohrrahmen
Aufhängung vorne: 41 mm USD-Gabel
Aufhängung hinten: Back-Link-Gasdruck-Zentralfederbein
Bremsen vorne: 300 mm Doppelscheibe mit radial montierten Vierkolben-Festsätteln
Bremse hinten: 250 mm Scheibe mit Einkolben-Festsattel
Sitzhöhe: 815 mm
Tankinhalt: 15 Liter
Gewicht fahrfertig: 221 kg
Preis: 12.990 Euro (Aufpreis für ABS: 800 Euro)

Link: Kawasaki

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