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Mario Haas hat den Pokal.

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Klemen Lavric schraubt sich hoch und nickt zum allesentscheidenden 1:0 ein.

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Die Blackies dürfen nach über einem Jahrzehnt einen Titel feiern.

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Gäbe es in Kärnten zweisprachige Ortstafeln, wäre an diesem Sonntag in Klagenfurt "Graz" dabei gestanden (Gradec). Nach einem mager besuchten ÖFB-Pokalfinale in der Vorsaison, mauserte sich das Duell zwischen Sturm Graz und Wiener Neustadt 2010 zum bestbesuchten Endspiel seit 61 Jahren. Von den 28.000 in der Klagenfurter Hypo Group Arena waren dann auch geschätzte 25.000 als Anhänger der Grazer angereist. Offiziell 212 Fan-Buss reisten über die Pack nach Kärnten und bejubelten einen 1:0 (0:0)-Sieg ihrer Mannschaft.

Herrschte auf der schwarz-weißen Nordtribüne also Platznot, verloren sich ein paar Hundert Wiener Neustädter mit offensichtlicher Unterstützung der Jugendmannschaften gegenüberliegend in ihrem Sektor. Doch war es dieses eher traurige Häuferl Cup-Touristen gewesen, das schon nach wenigen Sekunden zum Jubeln ansetzte.

Schlüsselentscheidung in der ersten Minute

Mirnel Sadovic tauchte vor Christian Gratzei auf, der Sturm-Torhüter berührte den Magna-Stürmer auf eine durchaus Elfer-gerechte weise, doch Gerhard Grobelnik ließ sein Pfeiferl stecken. Über die Handies tropfte die Information ins Stadion "klarer Elfer", über Twitter ließ sich in Erfahrung bringen "tendentiell eher ja". Jedenfalls wird Neustadt mit der Entscheidung des Wiener Schiedsrichters noch länger hadern.

Der Sturmlauf des Meisterschafts-Tabellenfünften setzte ein Zeichen für eine turbulente Auftaktphase. Bereits in der zweiten Minute musste Gratzei bei einem Schuss von Hannes Aigner abermals retten. Erst nach einem missglückten Freistoß in der Minute darauf, konnte Sturm erstmals kurz durchatmen. Die gut eingestellten Außenseiter dominierten zwar weiter die ersten zwanzig Minuten, vor allem mit Vorstößen von Patrick Wolf wurde immer wieder für Gefahr gesorgt. Doch Sturm entschärfte die Aktionen der Schöttel-Elf zunehmend rechtzeitig.

Nach einem Sadovic-Kopfball über das Tor in der 18. Minute bekamen die Grazer das Spiel in den Griff und übernahmen die Feldherrschaft. Eine Minute später konnte sich Petr Johana gegen den durchbrechenden Jakob Jantscher nur noch mit einem Foul helfen, sah dafür auch zurecht die erste Gelbe Karte des Spiels. Kurz darauf sorgte eben dieser Jantscher mit einem zu schwachen Weitschuss auch für die erste Sturm-Produktion in Richtung Tor von Saso Fornezzi.

Erwachen der Schwoazn

Als die Blackies aktiver wurden, reklamierte Aigner in der 22. Minute noch ein zweites Mal Elfmeter, vor seiner vergeigten Torchance wollte er ein Handspiel erkannt haben, aber auch hier blieb die Pfeife des Unparteiischen stumm.  Sturm entfaltete nun etwas mehr Gefährlichkeit und dominierte den Ballbesitz. Mario Kienzl kam bei einer Flanke zu kurz (30.), Salmutter blieb beim Konter am letzten Gegenspieler hängen (34.) und bei einem Kopfball von Klemen Lavric musste und konnte Fornezzi sein ganzes Können auspacken und fingerte den Ball vor der Linie weg (40.).

Während zwei Jantscher-Aktionen über die linke Seite ohne Konsequenzen bleiben, liest sich die Mitschrift der ersten 30  Minuten der zweiten Hälfte folgendermaßen: "Sturm feldüberlegen, Spiel zerfahren." Da halfen auch die beständigen Anfreuerungsrufe von der Tribüne nicht, die von der "Heimmannschaft" forderten: "Wir wollen heute gewinnen". In der 75. Minute flog dann nicht nur Fornezzi, sondern auch der gesammelte Sturm-Angriff an einer Eckballflanke vorbei, kurz davor war Samir Muratovic bei Sturm ins Spiel gekommen. 

Oldie-Power

Drei Minuten später nahm Franco Foda den sichtbar angeschlagenen Jantscher vom Platz und brachte an seiner Stelle im linken Mittelfeld Publikumsliebling Mario Haas. "Wir wollten eine Verlängerung vermeiden", meinte Franco Foda im Anschluss, der sich von "Marios Dynamik" und den tödlichen Pässen von Muratovic die nötigen Akzente erhoffte.

Die beiden Oldies setzten im bis dato unerträglich schlecht gewordenen Spiel diese auch und sorgten gleich mit zwei Kombinationen für Gefahr und Ekstase auf den Rängen. Bei der ersten rettete ein Neustädter noch in letzter Sekunde, bei der zweiten köpfelte Lavric zum 1:0 an Fornezzi vorbei (81.). In der Folge musste mit Wolf auch der bis dahin beste Spieler der Blauen vom Platz. Die Mannschaft aus Niederösterreich warf alles nach vorne, hätte in der 85. Minute auch eine nicht unwesentliche Chance vorgefunden. Der eingewechselte Diego Viana stolperte sich durch die gesamte schwarz-weiße Hintermannschaft, schoss dann aber überhastet.

Pokal an Sturm

Das Tor von Lavric brachte Sturm schlussendlich den vierten Cupsieg der Vereinsgeschichte (den ersten seit 1999). Und  es ersparte den Zusehern eine Verlängerung  einer vom Niveau her "phasenweise" äußerst ärmlichen Partie, die der Rekordkulisse nicht gerecht wurde. So erging es übrigens auch den Ordnern, die nach dem Schlusspfiff kein Leiberl gegen die aufs Feld stürmenden Fans der Blackies hatten.

Auch wenn aus dem Plural des vom ÖFB ausgegebenen Final-Mottos nichts wurde ("Tore für Europa"), Sturm Graz vertritt Österreich auch in der kommenden Saison im internationalen Geschäft. Das "passt" auch für Peter Schöttel, der zugab, dass mit Wiener Neustadt ansonsten eine "seltsame Konstellation" eingetreten wäre.

Für den "überglücklichen" Foda war das eine "einmalige Sache". Ob es für den Deutschen nach diesem Erfolg bei Sturm noch viel zu bewegen gibt? Geredet habe er noch mit keinen anderen Vereinen, aber "man weiß im Trainergeschäft nicht, was morgen ist". Neben größeren Erfolgen in der Europa League gäbe es da ja noch die Meisterschaft. Dazu bräuchte es aber das Budget der Wiener Vereine, "das doppelte" von Sturm also. (Tom Schaffer aus Klagenfurt, 16. Mai 2010)

75. ÖFB-Cup-Finale:

SK Sturm Graz - SC Wiener Neustadt 1:0 (0:0)
Wörthersee-Stadion Klagenfurt, 28.000, SR Grobelnik

Tor: 1:0 (81.) Lavric

Sturm: Gratzei - Lamotte, Schildenfeld, Sonnleitner, Kandelaki - Salmutter (56. Beichler), Kienzl, M. Weber, Jantscher (78. Haas) - Lavric, Kienast (74. Muratovic)

Wr. Neustadt: Fornezzi - Johana (52. Reiter), Kostal, Ramsebner, Gercaliu - P. Wolf (83. Kolousek), Stanislaw, Grünwald, Simkovic - Aigner, Sadovic (60. Viana)

Gelbe Karten: keine bzw. Johana, Grünwald, Kostal