Das Kapselendoskop ist rund 31 Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 11 Millimetern.

Foto: Siemens AG

Die Kapsel wird durch Magnetsteuerung an die gewünschten Stellen im Magen navigiert, die Bilder der Kamera werden in Echtzeit auf einem Bildschirm angezeigt.

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Für eine Magenspiegelung, also eine medizinische Untersuchung des oberen Teils des Verdauungstrakts, wird üblicherweise ein spezielles Endoskop namens Gastroskop verwendet: Ein Kamerachip wird dabei über einen flexiblen Schlauch in den Mund eingeführt und weiter in Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm geschoben, die dabei entstehenden Bilder nach außen übertragen.

Vor rund einem Jahrzehnt wurde zum ersten Mal die Endoskopie mittels Kapsel angewandt: Dazu wird statt der Einführung des Schlauches eine Mini-Videokamera wie eine Medikamentenkapsel geschluckt. Sie überträgt während ihrer mehrstündigen "Reise" Bilder vom Inneren der Verdauungsorgane und wird heute vor allem zur Untersuchung des Dünndarms verwendet, der relativ schwer mit von außen geführten Endoskopen erreichbar ist.

Jeden Ort des Magens erreichen

Endoskope in Kapselform werden üblicherweise durch die Muskelbewegung des Magen-Darm-Trakts transportiert. Das Problem daran: Die Kapsel kann nicht gezielt an einen spezifische Ort navigiert werden. Untersuchungen mit Kapsel beschränken sich daher auf bestimmte Bereiche des Verdauungstraktes wie etwa den Dünndarm. Wissenschaftler arbeiten seit längerem daran, die Untersuchungen per Kapsel auszuweiten, um diese künftig an jeden beliebigen Ort innerhalb des Magens zu steuern.

Steuerung per Magnetismus

Einen Prototyp haben etwa Siemens Healthcare und Olympus Medical Systems Corporation entwickelt. Die Neuheit besteht darin, dass die Kapsel von außen per Magnetismus an alle Stellen im Magen gesteuert werden kann. Dazu muss der Patient ein Endoskop in Kapselform schlucken, das dann hochauflösende Bilder des Mageninneren liefert. Die Ärzte sehen das Ergebnis zeitgleich auf einem Bildschirm und können eine Diagnose stellen. "Das magnetgesteuerte Kapselendoskop wird schnelle und für die Patienten angenehme Untersuchungen ermöglichen und beispielsweise im Rahmen der Nachsorge eine hervorragende Ergänzung aktueller Endoskopiemethoden sein", sagt Hermann Requardt, CEO von Siemens Healthcare.

Magnetsystem und Joystick

Der Prototyp besteht aus einem Kapselendoskop, einem Bildverarbeitungs- und Steuerungsinformationssystem sowie aus einem Magneten. Die Kapsel ist rund 31 Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 11 Millimetern. Für die Untersuchung wird der Magen des Patienten mit Wasser gefüllt, um sie frei bewegen zu können. Der Patient wird so positioniert, dass sich der Magen im Zentrum des Magnetsystems befindet, damit die Ärzte die Kapsel mit einem Joystick steuern können. Die an beiden Enden angebrachten Kameras liefern Bilder des Mageninneren, die per Funk an das Bildverarbeitungssystem übertragen werden.

Derzeit steht noch die klinische Erprobungsphase bevor, über die Marktreife will man bei Siemens noch nichts sagen. Vorerst gehe es darum, Leistungsfähigkeit und Bedienbarkeit zu testen. (red, derStandard.at)