Es ist zu viel gesagt, wollte man behaupten, wir wären jetzt rehabilitiert, aber ein ganz klein wenig Genugtuung haben wir schon verspürt. Die Rede ist von dem aus heiterem Himmel gekommenen Absturz des Dow-Jones-Index vor einer Woche.

Wenn richtig ist, was unter anderem als Ursache vermutet wurde, dann gibt es Menschen mit unserem Zahlengefühl auch in Banken und an der Wall Street. Die Aktienkurse sollen zum freien Fall angesetzt haben, weil jemand Millionen und Milliarden verwechselte. Es sollen 16 Milliarden Aktien von Procter & Gamble zum Verkauf angeboten worden sein, nicht 16 Millionen. Die Börsencomputer reagierten automatisch, mit den berichteten Folgen.

Unvorstellbar viel Geld

Es ist nicht so folgenreich, wenn wir schreiben: „Größter Fußballklub der Welt mit einem Jahresumsatz von 401 Milliarden Euro ist zum fünften Mal Real Madrid. Noch nie hat ein Sportklub die 400-Milliarden-Marke geknackt.“ Der Fehler ist der Eile geschuldet, und: Mit solchen Beträgen kann ein österreichischer Fußballfan ganz einfach nicht umgehen. Oder wenn wir errechnen: Die Kosten für den Bau des Wiener Hauptbahnhofes hätten sich von 174 Millionen Euro auf 310 Millionen mehr als verdoppelt.

Ein Mathematiker in unserer Leserschaft hat dazu einen interessanten Lösungsvorschlag übermittelt: „Sobald eine Zahl vorkommt, die, sagen wir, größer als 1000 ist, lassen die Standard-Redakteure jegliche Vernunft außer Acht, schalten um auf die Schiene ,In Mathematik war ich immer schlecht‘ – ein Spruch, der übrigens gesellschaftlich voll akzeptiert ist – und greifen mit traumwandlerischer Sicherheit genau daneben im ,Zahlentopf‘ – quasi nach einem Standard’schen Gesetz der Großen Zahlen.

Wie wäre es, wenn, sobald eine größere Zahl als zirka 1000 vorkommt, einfach nur das Synonym Große Zahl verwendet würde? Also nicht ,drei Millionen Tonnen jährlich‘, sondern ,eine große Zahl an Tonnen jährlich‘; nicht ,48 Milliarden Euro‘, sondern ,eine große Zahl Euro‘ usw. Im Endeffekt ist die Zahl unerheblich, denn sie wird in den meisten Fällen ohnehin falsch sein. Es reicht also, sie einfach mit Großer Zahl anzugeben.“

An Präzision gewinnen unsere Zahlenangaben so zwar nicht, an Zuverlässigkeit könnten wir aber glatt mit der Wall Street mithalten.

Freilich gilt auch weiterhin der Satz: Was schiefgehen kann, geht auch schief. So war es im  MedStandard der Vorwoche: Wir baten einen Wissenschafter vor den Vorhang – schrieben aber seinen Namen falsch und gaben auch noch ein falsches Bild dazu. Richtig ist: Dr. Gerald Obermair von der Uni Innsbruck (siehe Bild) beschäftigt sich mit den hirnphysiologischen Grundlagen des Lernens – zur Erkenntnis, wie des_organisiert Nervenzellen wirken können, haben wir einen Beitrag geleistet. (Otto Ranftl/Leserbeauftragter, DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2010)