Prishtina - Im Kosovo ermittelt die EU-Rechtsstaatsmission Eulex erstmals gegen einen führenden Politiker. Verkehrsminister Fatmir Limaj und einer seiner Mitarbeiter werden der Geldwäsche, organisierten Kriminalität, des Amtsmissbrauchs und des Betrugs verdächtigt, so die Zeitung Koha Ditore. Limaj ist die rechte Hand von Premier Hashim Thaçi. Thaçi hat die Eulex-Ermittlungen denn auch kritisiert. Das Vorgehen der EU-Mission gegen die Korruption stößt allerdings in der Bevölkerung auf große Zustimmung.

Eine lokale NGO hat sogar der wichtigsten Straße in Prishtina den Namen des verantwortlichen Eulex-Chefanklägers Johannes van Vreeswijk gegeben. Vreeswijk erhält auch Unterstützung auf einer Facebook-Seite, die bereits über 2400 Mitglieder zählt. Vreeswijk sagte, Eulex werde seine Ermittlungen nicht auf das Transportministerium beschränken. Im Fall des Transportministers würden Straßenbauausschreibungen zwischen 2007 und 2009 untersucht. Vor den Ermittlungen war in Prishtina damit spekuliert worden, dass Limaj als Botschafter in die USA gesandt werden könnte. Für die Taten droht Limaj eine Strafe in der Gesamthöhe von 55 Jahren, sagte Vreeswijk. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2010)