Vor einem Mailänder Richter hat am Freitag ein Verfahren begonnen, das die Zukunft des Systems der Fußball-TV-Übertragungsrechte in Italien bestimmen kann. Richter Claudio Marangoni muss über einen Einspruch des kleinen TV-Kanals Conto TV gegen die bereits beschlossene Vergabe der TV-Übertragungsrechte für die Serie A in den beiden kommenden Spielzeiten entscheiden. Die italienische Fußball-Liga hatte im vergangenen Jahr die Rechte für insgesamt 1,149 Milliarden Euro an die Fernsehgruppe Sky Italia verkauft.

Laut Conto TV, das in den vergangenen Jahren oft Pokalspiele sowie vereinzelt Europacup-Spiele und Serie-B-Begegnungen übertragen hatte und auch als Porno-Sender bekannt ist, habe die Liga bei den Verhandlungen um die Übertragungsrechte keine Transparenz garantiert und ihre Machtposition ausgenutzt, um den Sky-Kanal des australischen Medientycoons Rupert Murdoch auf Kosten anderer Konkurrenten zu begünstigen. Die Liga habe Sky auch einen beträchtlichen Rabatt für den Fall versprochen, dass der TV-Sender auch die Übertragungsrechte für die Serie B erwerbe, kritisierte der Sender.

Sollte der Richter Conto TV Recht geben, wäre das Abkommen zwischen der Fußball-Liga und Sky Italia nicht gültig. Die Fußballclubs zittern, weil sie somit auf eine lebenswichtige Finanzspritze verzichten müssten. Außerdem müssten die Regeln für die Vermarktung der TV-Übertragungsrechte neu verhandelt werden, was mehrere Monate beanspruchen würde. Nicht auszuschließen sei, dass die kollektive Vermarktung der TV-Übertragungsrechte in Italien wieder zugunsten der Verhandlung einzelner Klubs mit den TV-Gruppen ersetzt werden könnte, meinten Experten. Mit einem Urteil des Richters ist nach Angaben italienischer Medien in spätestens 15 Tagen zu rechnen. (APA)