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Schnick, schnack , schnuck. Auch ein zweiter Platz will gefeiert werden.

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Steffen Hofmann krönte sich in dieser Saison zum Torschützenkönig.

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Wien - "Veilchenwunder 2010" - die Hoffnungen, die die Fans des FK Austria Wien am Donnerstag im Heimspiel gegen SV Ried auf einem riesigen Transparent in violetter Schrift kundtaten, haben sich nicht erfüllt. Fußball-Meister ist wieder Red Bull Salzburg. Der Stimmung im Horr-Stadion tat dies letztlich aber überhaupt keinen Abbruch. 13.500 Zuschauer freuten sich im strömenden Regen über ein 2:0 zum Kehraus. Statt einer Meister-Party wurde der Abschluss einer erfolgreichen Saison gefeiert, deren unbestrittene Highlights die Spiele gegen Novi Sad, Metalurg Donezk, Werder Bremen, sowie die zuletzt erreichten Siege gegen Rapid und Red Bull Salzburg waren.

Kaum Enttäuschung in Favoriten

"Heute sind wir die Nummer eins von Wien, im nächsten Jahr die Nummer eins von Österreich", rief Austria-Präsident Wolfgang Katzian via Lautsprecher der violetten Familie zu, die den zweiten Platz vor Rapid fast so ausgelassen feierte wie einen Titelgewinn. Der kleine Ärger, den großen Coup in der letzten Runde mit Schützenhilfe nicht geschafft zu haben, weil die Bullen in Graz den Matchball mit dem 2:0 nützten, war verflogen. Es war praktisch schon um 16.15 Uhr, als in Graz das zweite Tor fiel, alles gelaufen.

Die Ankündigung seines Chef nach dem Schlusspfiff nahm der stets besonnene Karl Daxbacher, der wie die Spieler ein violettes Leiberl mit der Aufschrift "Schnick, Schnack, Schnuck" trug, eher gelassen auf. "Das hat er mehr zu den Fans gesagt. Es ist aber ein großer Rucksack für die nächste Saison. Es kann jedoch nicht anders sein, dass der Titelfavorit wieder Salzburg heißt", sagte der Austria-Coach, der nach dem Zieleinlauf vom Schlechtwetter gezeichnet, aber nicht enttäuscht war.

75 Zähler als clubinterner Punkterekord

"Wir haben den Pflichtsieg erreicht. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen. Ich wäre nur dann enttäuscht gewesen, wenn wir nicht gewonnen hätten und Rapid in der Tabelle wieder an uns wieder vorbeigezogen wäre", stellte der 57-Jährige nach seinem 40. Erfolg im 72. Liga-Spiel als Austria-Trainer zufrieden fest. Und neben dem "runden" Sieg stellte seine Mannschaft mit 75 Zählern auch noch einen neuen clubinternen Punkterekord auf. Die Teilnahme an der Europa League, das Saisonziel, war schon Wochen vorher fixiert worden.

Gegen Ende der Saison habe ein Leistungsschub eingesetzt und durch die Erfolge wäre dazu ein gesteigertes Selbstvertrauen entstanden, meinte er zu dem tollen Endspurt. An etwaigen Spekulationen und Diskussionen, dass sich Sturm gegen die "Bullen" für das sonntägige ÖFB-Cup-Finale gegen Aufsteiger SC Wr. Neustadt geschont habe, wollte sich Daxbacher nicht beteiligen. Als prägendes Ereignis der Saison blieb ihm vielmehr das 5:4 vom 24. Juli in Linz gegen den LASK in Erinnerung. "Vier Tore innerhalb von 14 Minuten zu kassieren und noch dazu gegen meinen Ex-Verein, das tat schon weh", gestand der Niederösterreicher.

Daxbacher sieht Potenzial nach oben

Er vergaß auch nicht die vielen knappen Siege, darunter zwölfmal nur 1:0 (Bundesliga-Rekord), die seine Elf feierte. Einen solchen Lauf zu wiederholen, werde ganz schwer werden, merkte Daxbacher realistisch an. 2011, im Jahr des 100. Geburtstages der Favoritner, den Titel zu holen, wäre für alle wohl das schönste Präsent. "Die Salzburger werden wieder aufrüsten, daher wird es für uns schwieriger als leichter", betonte Daxbacher. Man habe sich die Latte sehr hoch gelegt, doch könne sich jeder Einzelne noch verbessern.

Jetzt, vor dem Urlaub bis 6. Juni, genoss er vielmehr das Erreichte. Dass die Jungen wie Dragovic, Liendl oder Lindner, aber auch ein Leovac, der sofort dagewesen wäre, so stark seien, das habe keiner erwarten dürfen. "Denn bei der Austria ist der Druck viel größer als in Kapfenberg, Kärnten oder beim LASK, wo diese jungen Spieler vorher gespielt haben. Als Austrianer kann man sich kein schlechtes Spiel leisten, diesem Druck muss man standhalten, wenn man hier ist", sagte Daxbacher.

Nur die Leistung zählt

In den vergangenen Wochen waren stets zehn Österreicher und mit dem Tschechen Tomas Jun nur ein Ausländer in seiner Startelf gestanden. "Die haben aber alle nur gespielt, weil ich mich auf sie verlassen kann. Ich möchte nochmals betonen, dass ich ein Förderer von Leistung, nicht der Jugend bin. Bei mir spielt auf einer Position immer nur der Beste, und nicht weil einer jung ist oder 20 Millionen gekostet hat. Das ist für mich egal, für mich zählt nur die Leistung", nannte der Austria-Feldherr die Gründe seiner erfolgreichen Arbeit.

Diese wurde auch von den AG-Vorständen gelobt. "Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, alles andere lag nicht mehr in unserer Macht. Im letzten Drittel der Saison haben wir eine tolle Serie hingelegt. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie topfit und zurecht die Nummer eins von Wien ist", freute sich der für den Sportbereich zuständige Thomas Parits, sein "wirtschaftlicher" Kollege Markus Kraetschmer richtete ebenfalls Gratulationen an die Salzburger, die ein würdiger Meister seien. "Wir haben unsere Prüfung bestanden. Danke an Spieler, Trainer und Fans für eine unglaubliche Saison", sagte der Manager, der mit 13.500 Besuchern gegen Ried eine weitere Bestätigung für die Richtigkeit des Stadionausbaus erhalten hat. 

73 Punkte als Bestätigung bei Rapid

Auch in Hütteldorf ist man mit dem vergangenen Jahr weitgehend zufrieden. "Wir haben 73 Punkte erreicht und eine gute Saison gespielt", meinte Trainer Peter Pacult nach dem abschließenden 3:1-Erfolg beim SV Mattersburg. "Es gab keine Enttäuschung in der Kabine, denn die Titelchancen waren sowieso minimal."

Eine mögliche bessere Platzierung hat Rapid wohl zu Beginn des Frühjahrs verspielt. In den ersten vier Runden nach der Winterpause hatten die Wiener nur zwei Punkte geholt. "In diesen Spielen haben wir unsere Chancen auf den Titel vergeben", sagte Sportdirektor Alfred Hörtnagl. "Die 73 Punkte sind aber eine Bestätigung der Arbeit der vergangenen Jahre. Trotz allem war die Saison erfolgreich, vor allem mit den internationalen Erfolgen." Höhepunkt waren in der letzten Qualifikationsrunde der Europa League der Erfolg über Aston Villa (1:0/h, 1:2/a) und der 3:0-Heimsieg gegen den Hamburger SV in der Gruppenphase.

Publikumsmagnet Nummer eins

Auch wurde es bei Rapid, wie zuletzt auch heuer der Publikumsmagnet Nummer eins, mit Genugtuung registriert, dass das Team 80 Tore erzielt hat und damit über die beste Offensive der Liga verfügt. "Unser Spiel ist immer nach vorne ausgerichtet. Es kommt nicht von irgendwoher, wenn du dreimal hintereinander die meisten Tore schießt", sagte Pacult.

Ein Rapidler durfte sich trotz verpasstem Meistertitel über eine Auszeichnung freuen. Kapitän Steffen Hofmann erzielte 20 Saisontore und wurde erstmals Torschützenkönig der österreichischen Bundesliga. "Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn wir am Platz stehen und feiern könnten. Wir sind enttäuscht, mit 73 Punkten können wir jedoch zufrieden sein. Der Torschützentitel ist eine schöne Sache", meinte der Spielmacher. "20 Tore sind eine ganze Menge, das ist schon sehr gut, normalerweise schieße ich so zwischen zehn und zwölf."

"Mit Branko muss man noch reden"

Das Team der Hütteldorfer dürfte weitgehend unverändert bleiben. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Verträge bereits verlängert - darunter die von Hofmann, Pacult und den beiden Torhütern Raimund Hedl und Helge Payer. Offen ist aber noch die Zukunft von Mittelfeldspieler Branko Boskovic. Auch Flügel Veli Kavlak und der in der vergangenen Saison mit 18 Toren sehr erfolgreiche kroatische Stürmer Nikica Jelavic gelten als Wechselkandidaten. "Mit Branko muss man noch reden", sagte Hörtnagl. Zudem werde man in der Zukunft weiter auf junge Spieler aus dem Amateurteam bauen.

Viel Zeit haben die Rapidler nicht, um sich nach der langen Saison auszuruhen. Bereits vier Tage nach dem WM-Finale steht am 15. Juli das Hinspiel in der zweiten Runde der Europa-League-Qualifikation an. "Schauen wir, was nächstes Jahr möglich ist", meinte Hofmann. "Jetzt freuen wir uns einmal auf die Sommerpause. Wir müssen erst sehen, wie die Mannschaft im nächsten Jahr ausschaut. Wichtig ist, dass wir international spielen." (APA)