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Gib her das Ding!

Foto: APA/Schlager

Klagenfurt - Drei Tage nach dem knappen Zieleinlauf in der Bundesliga fällt in Klagenfurt die letzte Titelentscheidung im heimischen Profi-Fußball. Im möglicherweise ausverkauften Wörthersee-Stadion geht es am Sonntag (16.30 Uhr/live ORF1) im Duell zwischen Sturm Graz und SC Wiener Neustadt nicht nur um den Cupsieg, sondern auch um den Einzug ins internationale Geschäft. Immerhin steigt der Sieger fix in die dritte Runde der Europa-League-Qualifikation ein und muss nicht so wie Vizemeister Austria und der Tabellendritte Rapid schon eine Runde früher beginnen.

"Für beide Mannschaften steht viel auf dem Spiel - der Einzug ins internationale Geschäft und damit viel Geld. Wir haben starke Gegner hinter uns gelassen und hoffen jetzt, dass wir auch das Finale gewinnen", erklärte Sturm-Trainer Franco Foda, dessen Truppe im Achtelfinale Red Bull Salzburg besiegte. Als Favorit sieht der Deutsche seine Mannschaft deshalb aber nicht. "Der Ausgang ist offen, Magna hat den gleichen Druck wie wir."

"Es gibt ohnehin nichts zu verstecken"

Im Gegensatz zu den Grazern, die zum Liga-Abschluss am Donnerstag noch die allseits beachtete Partie gegen den alten und dank des 2:0-Sieges auch neuen Meister Salzburg absolvieren mussten, konnten sich die Niederösterreicher abseits des öffentlichen Interesses mit dem Auswärtsspiel gegen Absteiger Austria Kärnten (2:2) auf das Endspiel einstimmen und gleichzeitig Bekanntschaft mit der EM-Arena machen. "Aber ich glaube nicht, dass das ein Vorteil für sie ist", vermutete Foda. Auch Spekulationen über mögliche Aufstellungsvarianten sind für den Trainer bedeutungslos. "Es gibt ohnehin nichts zu verstecken, man kennt sich zu gut."

Ihr 54. Pflichtspiel in dieser Saison - keine andere österreichische Mannschaft absolvierte so viele Partien - ist für die Grazer gleichzeitig das wohl wichtigste, selbst wenn für Sportdirektor Oliver Kreuzer die Europacup-Teilnahme kein Muss ist. "Wir haben unser Budget für die kommende Saison ohne Europacup-Einnahmen geplant", beteuerte der Deutsche.

Schöttel schiebt Favoritenrolle Grazern zu

So wie Foda sprach auch Kreuzer von einer ausgeglichenen Ausgangsposition ("In einem Cupfinale gibt es keinen Favoriten"), Neustadt-Trainer Peter Schöttel hingegen sieht Sturm klar im Vorteil. "Wir wollen gewinnen, aber wir wissen auch, dass der Gegner Favorit ist und es für Sturm ein Heimspiel wird", meinte der Ex-Rapidler mit dem Hinweis auf zumindest über 25.000 Zuschauer, die fast alle im Lager der Steirer stehen werden. "Ich wünsche mir trotzdem, dass die Partie ausverkauft ist, denn gute Spiele finden nur vor großer Kulisse statt."

Im Falle eines ausverkauften Hauses wären 28.000 Fans Zeugen des Cupfinales, so viele wie zuletzt 2005 beim Duell zwischen Austria und Rapid. Das bisher letzte Mal hatte ein Pokalfinale 1949 mehr Zuschauer, als einander die Austria und Wacker Wien vor 35.000 Anhängern gegenüberstanden.

Vor der Übermacht der gegnerischen Fans hat Schöttel jedoch ebenso wenig Angst wie vor der tristen Bilanz gegen Sturm. Zwar gelang in den vier Meisterschaftspartien gegen die Steirer kein Tor und kein Sieg, "doch es wäre schön, wenn es jetzt klappen würde".

Kaum niederösterreichische Anhänger

Dass nur wenige niederösterreichische Anhänger im Stadion sitzen werden, kommt für den Ex-ÖFB-Teamspieler nicht überraschend. "Sturm hat eine große Fangemeinde, bei uns ist noch vieles im Aufbau, und da tut man sich mit Erfolgen leichter", sagte Schöttel, der in diesem Zusammenhang auch auf positive Auswirkungen des angeblich demnächst entstehenden neuen Stadions hofft.

Vor zwei Jahren wurde aus dem SC Schwanenstadt auf Bestreben von Club-Mäzen Frank Stronach der SC Magna Wiener Neustadt, nun greift man schon nach dem ersten Titel. "Ich bin stolz, dass wir in unserer sehr jungen Geschichte schon diese Chance haben. Wir wollen gewinnen, aber auch wenn wir verlieren, gehen wir unseren Weg mit jungen österreichischen Spielern weiter", versprach Vizepräsident Ernst Neumann.

Klagen über den Termin

Sein Verein darf sich ebenso wie Sturm über je knapp 200.000 Euro Prämie sowie 50 Prozent der Nettoeinnahmen aus dem Endspiel freuen. Die Bedeutung des Cup-Bewerbes sei trotzdem noch nicht groß genug, monierte Sturm-Trainer Foda. "Dass das Finale drei Tage nach Liga-Ende gespielt wird, finde ich nicht gut, das zeigt den Stellenwert des Pokals. In fast allen anderen Ländern wird das Finale eine Woche nach der Meisterschaft gespielt, damit man eine längere Vorbereitungszeit hat."

Auch mit einem weiteren Verbesserungsvorschlag wartete der 44-Jährige auf. "Im Viertel- und Semifinale sollte es Hin- und Rückspiel geben", forderte Foda, dessen Club mit Klemen Lavric einen Kandidaten für den Cup-Torschützenkönig stellt. Der Slowene hält ebenso wie Wr.-Neustadt-Kapitän Hannes Aigner bei drei Treffern, vier Treffer hat unter anderen schon Aigners Teamkollege Mensur Kurtisi auf dem Konto.

Der Verein des Siegers dieser Rangliste kassiert eine Prämie von 5.000 Euro. Diese Summe darf nur für die Jugendarbeit des Clubs ausgegeben werden. In der ebenfalls neu geschaffenen Fair-Play-Wertung ist Wiener Neustadt der Sieg nur noch schwer zu nehmen, es winken 10.000 Euro, die für Aktivitäten gegen Rassismus und besondere Projekte in der Jugendarbeit verwendet werden müssen. (APA)

 

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Finale im österreichischen Fußball-Cup am Sonntag:

SK Sturm Graz - SC Wiener Neustadt (Wörthersee-Stadion Klagenfurt, 16.30 Uhr/live ORF1, SR Grobelnik).

Sturm: Gratzei - Lamotte, Schildenfeld, Sonnleitner, Kandelaki - Bukva, Kienzl, M. Weber, Jantscher - Kienast/Beichler, Lavric

Ersatz: Lukse - Prawda, Ehrenreich, Feldhofer, Klem, Muratovic, Haas

Es fehlen: Hlinka (gesperrt), Hölzl, Salmutter, S. Foda (alle verletzt)

Wr. Neustadt: Fornezzi - Dunst, Ramsebner, Kostal, Gercaliu - Reiter, Stanislaw - P. Wolf, Grünwald, Simkovic - Aigner

Ersatz: Razenböck - Johana, Klapf, Haselberger, Kolousek, Viana, Kurtisi, Sadovic

Es fehlen: Kayhan (Muskelprobleme)

Fraglich: G. Burgstaller (Knöchelverletzung)