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Vergessene Gegenstände sind für Patienten eine tödliche Gefahr.

Foto: APA/Helmut Fohringer

Berlin - 2.000 mal pro Jahr geschieht es allein in Deutschland, dass Chirurgen oder OP-Schwestern im Körper eines Operierten einen Gegenstand vergessen und einnähen. Das ist zwar angesichts der hohen Zahl von Operationen äußerst selten, doch steht für die betroffenen Patienten die Gesundheit oder sogar das Leben am Spiel. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) liefert nun eine Anleitung für Spitäler, wie solche Fehler am besten ausgeschlossen werden können.

Bauchtücher im Röntgenbild

Bauchtücher und Tupfer sind die Fremdkörper, die am ehesten im Patienten vergessen werden, manchmal sind es auch OP-Klemmen. "Bei den betroffenen Patienten ruft das meist eine Entzündung hervor, auch Sepsis bis hin zu bleibenden Schäden oder Tod sind möglich, sofern der Gegenstand nicht rechtzeitig entdeckt wird", berichtet DGOU-Präsident Hartmut Siebert. Als Lösung bleibt nur die erneute Operation zur Entfernung, finden kann man die Gegenstände per Kernspin- oder Röntgenuntersuchung.

Um solche Katastrophen zu verhindern, zählt man bei OPs penibel. "Alle Fremdkörper, die nur vorübergehend im Patientenkörper gelangen, müssen diesen auch wieder verlassen. Allerdings zeigen unsere Umfragen, dass man das Problem in OP-Sälen bisher durchaus unterschiedlich handhabt", so Siebert. Die meisten Fehler seien durch Unaufmerksamkeit oder Ablenkung durch Notsituationen verursacht, auch technische Mängel wie eine nicht vollständige Durchführung der Zählkontrolle sind möglich.

Zu viel Zeitdruck im OP

Die Arbeitsgruppe um den Unfallchirurgen liefert nun einen Vorschlag, wie die Zählkontrolle korrekt durchgeführt werden sollte. "Es geht um klare Verabredungen und Zuständigkeiten im OP-Team sowie dessen lücken- und reibungslose Kommunikation. Jeder Zählschritt sollte von vier Augen kontrolliert werden", so der Mediziner. Zu hoffen sei, dass die Vorschläge in die betriebsinternen Richtlinien der Kliniken übergehen und auch von der Pfleger- und Ärztebildung aufgenommen werde.

Hinter diesen Problemen dürfte allerdings auch Zeitdruck und Arbeitsverdichtung im OP stehen. "Qualitätssicherung im Sinne der Patientensicherheit braucht Zeit. Wir haben errechnet, dass die korrekte Durchführung der Zählkontrolle eine halbe Personalstelle erfordert. Die im OP Tätigen kann man nicht beliebig ausquetschen." Die Realität sehe jedoch meist anders aus, klagt Siebert. (pte)